DfA-Team auf Projektreise in Westkenia

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DfA-Team auf Projektreise in Westkenia

Ein DfA Team bestehend aus Dr. Isa Rait und Christine Bitsch, beide langjährige Einsatzleistende und Aktive für #DfA sowie Anne-Kristin Henker, Programm-Managerin, war Ende Oktober/Anfang November auf Projektreise in Westkenia unterwegs. Ihr konntet in dieser Zeit direkt mit dabei sein: Unsere Programm-Managerin Anne-Kristin Henker berichtete hier für euch.

 

Fazit (6. November 2023)

Vor Abflug in Kisumu: Wie passend, ein riesiger Zahn auf der Hauptstraße. Werbung für einen Zahnarzt.

Wir sind zurück in Deutschland. Zumindest körperlich. Im Kopf bleiben die Eindrücke der vergangenen zwei Wochen heften, die vielen Bilder und Gespräche tauchen auf und wollen verarbeitet werden. Der Herbst mit seinen bunten Farben und dem Hauch des Vergänglichen steht in krassem Gegensatz zu dem quirligen Afrika, das uns in grünen und rotbraunen Farben empfangen hat und in dessen Lebenswelt wir eintauchen durften.

Als Programm-Managerin darf ich mich weiterhin einen Großteil des Tages mit dem Gehörten und Gesehenen auseinandersetzen und an der Umsetzung von Anfragen, Projekten, Beschlüssen arbeiten, während Dr. Isa Rait und Christine Bitsch zunächst in ihren Alltag in einem Dentallabor und als Zahnärztin zurückkehren.

Rhoda Ogada

Wir haben Menschen (wieder-)gesehen, kennengelernt und erlebt, die trotz oftmals existenzieller Sorgen und Probleme ihre Kraft in ihrem tiefen Glauben und in der Gemeinschaft und dem Austausch mit anderen suchen und finden. Da denke ich an die Frauen der Witwenkooperative St. Monica Village. Sie haben zu Hause damit zu kämpfen, wie sie den täglichen Alltag bewältigen, ihre Kinder ernähren oder zur Schule schicken und oft noch einiges mehr, und finden im Witwendorf bei gemeinsamen Aktivitäten und im Austausch Halt und Unterstützung. Die Kraft, die von diesen Frauen ausgeht, ist wirklich immens, das habe ich erlebt.

Die von DfA unterstützen Schülerinnen und Schüler in Koliech

Wir haben Menschen getroffen, die uns – als Vertreter von Dentists for Africa – voller Dankbarkeit und Freude begegneten, weil sie durch die Organisation die Möglichkeit auf Ausbildung, auf Qualifikation, auf eine eigene Zukunft erhielten. Für die die Erreichung ihrer Ziele nun greifbar wird und die eine Perspektive haben. Seien es die Lehrer und Schüler in Koliech, die Patenkinder oder die beiden Studenten der Moi-Universität, die wir in Eldoret treffen durften. In ihren Augen waren die Motivation, die Hoffnung und das „Feuer“ sichtbar, die sie zu Neuem anspornen und dazu, ihr Bestes zu geben für sich und für andere.

Wir waren im Austausch mit Projektpartnern vor Ort, denen wir auf Augenhöhe begegnen konnten, die voller Enthusiasmus und Elan sind, mit der Hilfe von Dentists for Africa Neues auf die Beine zu stellen, das den Menschen, für die sie Verantwortung tragen, zugutekommt. Da denke ich an die Schule in Koliech, die dank der unermüdlichen Arbeit der Schwestern und des Schulleiters ein regelrechter Motor für den gesamten Ort geworden ist, und der man bei der Umsetzung ihrer Ziele nur so zuschauen kann. Sie und die örtliche Frauengruppe haben nicht nur ganz konkrete Ziele und weiterführende Visionen, sondern arbeiten beharrlich daran, diese zu verwirklichen. Dasselbe haben wir in Asumbi erlebt, als wir in einem eintägigen, wirklich kräftezehrenden, aber auch äußerst produktivem Arbeitstreffen Ideen und Vorschläge zu konkreten Projekten gehört haben, gemeinsam Neues entwickelt und die doch recht trockenen und umfänglichen Bedingungen eines Förderantrags erörtert haben. Die Kooperationspartner kennen die Probleme und Herausforderungen vor Ort ja am allerbesten, haben eigene konkrete Ideen und Vorschläge entwickelt und probieren diese zum Teil schon aus, um sie zu verbessern. Und wir als Dentists for Africa sind dabei Unterstützer, Möglichmacher, Anschieber. Genau so soll es sein.

Sister Seraphine

Wir konnten die Menschen erleben, die sich mit großer Leidenschaft vor Ort täglich dafür einsetzen, dass das, was sich Dentists for Africa vornimmt, auch wirklich umgesetzt wird und diejenigen erreicht, die unsere Programme erreichen sollen:

Felix Osanga

Die bedürftige Bevölkerung Westkenias, die zahnmedizinische Hilfe benötigt. Die Waisenkinder, denen mit Unterstützung ihrer Schul- und Ausbildung eine Zukunft im eigenen Land gegeben werden soll. Vor Ort engagierte Gruppen, die selbst voller Ideen und Tatendrang sind und denen bei der Umsetzung geholfen werden soll. Im (zahn-)medizinischem Bereich Tätige, die von Wissen und Fertigkeiten freiwilliger Einsatzleistender profitieren.

 

Und nicht zuletzt konnten wir auch direkt mit aktuellen Einsatzleistenden sprechen und deren Motivation, Erfahrung und Sicht der Dinge erfahren.

Wir haben die Gastfreundschaft und Freude der Menschen über unseren Besuch erlebt. Und wenn sie noch so wenig besitzen – das, was sie besitzen, teilen sie gern mit uns, dem Gast. Wir wurden zu Mandazi (Gebäck) eingeladen oder erhielten frisch geröstete Erdnüsse.

Wir haben aber auch Menschen getroffen, die aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage enttäuscht sind, bedrückt und nicht wissen, wie sie finanziell über den nächsten Tag kommen sollen. Oder die Frauen auf den Straßenmärkten ihre wenigen Nahrungsmittel aus dem Eigenanbau verkaufen. Die Erfahrung hat gezeigt: Es geht immer weiter, doch wie und zu wessen Gunsten? Wie der Piki-Piki-Fahrer, der nur einen Viertelliter Benzin tanken kann, weil sich die Treibstoffkosten vervierfacht haben. Wurden wir Anfang des Jahres noch oft beim Bezahlen nach Mpesa, dem „digitalen Geld“ gefragt, wollten vor allem die Geringverdiener dieses Mal „Cash“, da sie auf jeden noch so kleinen Betrag Gebühren abführen müssen. Auch die Schulgebühren sind derart gestiegen, dass viele Eltern nicht wissen, wie sie diese für ihre – meist zwei bis fünf – Kinder – aufbringen sollen. Dies bereitet auch Sister Seraphine, Leiterin unseres Patenschaftsprogramm in Kenia, große Sorgen, wie sie mir bereits vor einigen Wochen, aber auch vor Ort noch einmal berichtete. Auch Mister Owidi, der Schulleiter der von DfA gebauten Schule in Koliech schilderte voller Sorge, dass etliche seiner Schülerinnen und Schüler nur tageweise die Schule besuchen, weil die Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können, viele Kinder der Region gingen gar nicht zur Schule.

Sister John Mary sprach von einer regelrechten „Depression“, in die viele der Menschen gefallen sind – und dieses bedrückte Grundgefühl haben auch wir gespürt. Kenia befindet sich in einer Wirtschaftskrise. Die Lebenshaltungskosten sind stark angestiegen. Mittlerweile haben die derart erhöhten Mehrwert- und Verbrauchssteuern einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft, da sie die kenianische Kaufkraft reduzieren. Besonders die „low-income earners“, die Geringverdiener, die die Mehrheit im Land darstellen, sind davon betroffen. Ausländische Investoren werden durch die schlechte Wirtschaftslage abgeschreckt. Gleichzeitig stehen die Nachbarländer mit hohen Investitionen in z.B. Gaskraftwerke und den Bahnausbau besser da. Die starke Abhängigkeit Kenias von Importen und geringe Exporte schwächen den Shilling immer stärker – für unsere Euro haben wir beim Umtausch so viel Shillinge erhalten wie selten zuvor. Der Import von Treibstoff und Lebensmitteln führt zu einem starken Anstieg der Kosten, dadurch entstehen u.a. hohe Arbeitslosigkeit und der Verlust der Existenzgrundlagen für viele Kenianer (hier ein aktueller Artikel zur Lage). Nahezu jede/r, unabhängig von seinem/ihrem Hintergrund, erlebt aktuell die Steuererhöhungen im Alltag und weiß Bescheid über politische Entwicklungen. Diese Stimmungen gipfeln bisweilen in blutig endenden Stammeskämpfen, in der die Gefühle der Ohnmacht, des Ärgers, der Verzweiflung kumulieren.

Abschied von Sr. Seraphine, die uns gemeinsam mit ihrer Nichte zum Flughafen brachte.

Aktuell wird vorgeschlagen, Steuererleichterungen und Subventionen für Rohstoffe einzuführen, um den bedürftigen Teilen der Bevölkerung mehr Geld zuzuführen, damit sie sich das tägliche Leben leisten können. Doch ob, inwieweit und wann dieser Vorschlag umgesetzt wird, steht in den Sternen.

Das Erlebte motiviert uns, weiterzumachen, da anzusetzen, wo wir es können und mit den Mitteln, die uns möglich sind. Austausch, Wissenstransfer, medizinische Hilfe, finanzielle Unterstützung für Patenkinder, Witwen und ausgewählte, vielversprechende Projekte – immer mit dem Ziel: Verantwortung in die Hände unserer Partner vor Ort zu legen. Dabei haben wir gesehen: Unsere Partner sind bereit und mindestens genauso motiviert wie wir.

Danke für’s Mitreisen und dabei sein.

Eure Anne, Isa und Christine

 

 

Tag 11

Die „School of Dentistry“ (Zahnmedizinische Fakultät) der MOI-University Eldoret ist die zweitgrößte des Landes. In einem fünfjährigen Studiengang können Studenten hier ihren Abschluß in Zahnmedizin machen. Das akademische Jahr ist in drei Semester unterteilt – im Dezember stehen die Jahresabschlussprüfungen an.

Seit vielen Jahren besteht der Kontakt zur School of Dentistry. In einem gemeinsamen Projekt hatte Dentists for Africa mit der Fakultät vor allem in den Bereichen Wissenstransfer und Ausbildung zusammengearbeitet. Mithilfe von Drittmitteln wurden außerdem Behandlungsstühle und ein digitales Kleinröntgengerät angeschafft.

Diese gemeinsame Verbindung zu stärken, den Stand der Dinge zu ermitteln und mögliche gemeinsame Projekte zu planen sind die Ziele unseres Besuches an der School of Dentistry. Vor dem dreistöckigen Gebäude im Herzen von Eldoret treffen wir Dr. Lillian Apadet. Sie ist Dozentin in der Abteilung für konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Das Zusammentreffen ist herzlich – Dr. Isa Rait kennt Dr. Apadet seit vielen Jahren, die gemeinsam durchgeführten Projekte und das damit Erreichte sowie ein stetiger persönlicher Kontakt schweißen zusammen. Wir sehen uns die einzelnen Behandlungsabteilungen an: Riesige Räume mit jeweils sechs Behandlungsstühlen befinden sich innerhalb der drei Stockwerke. Sie sind während unserer Besichtigung leer, da sich die Studenten gerade in der Examensvorbereitung befinden. Dr. Apadet betont, wie glücklich sie immer noch über die über DfA erhaltenen Behandlungsstühle und das Röntengerät sei, dies ermöglicht den Studenten ihres Fachbereiches beste Ausbildungsbedingungen. Wir sehen uns auch den Phantomsaal an, an dem Studenten mithilfe von Modellen die Arbeit am Patienten – etwa das Bohren und Füllungen legen – üben. Durch den halboffenen Flur sehen wir, dass gerade gebaut wird. „Derzeit wird ein vierter Stock auf dem Gebäude errichtet“, erzählt Dr. Apadet. „Dort soll ein OP für MKG-Chirurgie entstehen.“ Wie in Afrika üblich entwickelt sich der Aufbau „pole pole“ – langsam.

Ein vielversprechendes Gespräch mit dem Dekan und dem Fakultätsleiter zeigt Interesse auf beiden Seiten und lässt auf weitere gemeinsame Projekte hoffen.

Anschließend sind wir in Eldoret unterwegs. Die fünftgrößte Stadt Kenias ist bekannt für ihre zahlreichen Leichtathletik-Wettkämpfe und optisch vor allem durch die Gebäude der verschiedenen Fachbereiche der Moi-Universität geprägt. Die Uni wurde 1984 als zweitälteste staatliche Universität des Landes gegründet und nach dem damals amtierenden Staatspräsidenten Daniel arap Moi benannt. Mehr als 31.000 Studenten sollen hier eingeschrieben sein. Vom Reiseführer als „nicht sehenswert“ beschrieben, findet man im Stadtkern einen trubeligen Markt, der sich über sämtliche Haupt- und Nebenstraßen entlangzieht. An unzähligen kleinen Ständen und Geschäften kann man erwerben, was man zum Leben braucht – von Unterwäsche und Schuhen (einzeln, muss man sich am Stand zusammensuchen) über Stoffe, Brennholz, Reis und Bohnen, Schulbücher oder Töpfe bis hin zu lebendigen Küken gibt es alles. Hier sind wir die einzigen „Mzungus“ und unter Einheimischen unterwegs.

Am Abend lassen wir die letzten elf Tage Revue passieren. Morgen geht es wieder Richtung Heimat.

Hier gehts zum Video des Tages.

 

Tag 10

Der Tag startet für mich in der Zahnstation des Mission Hospitals in Asumbi. Ich schaue Benard über die Schulter. Er ist COHO (Community Oral Health Officer) – und betreut als solcher die Dental Unit. Er arbeitet in zwei Zimmer, an zwei Stühlen parallel. „Heute Morgen sind viele Patienten gekommen“, berichtet er. „Das ist montags meist der Fall.“ Es ist gerade einmal 10 Uhr und Benard hat bereits sechs Zähne gezogen. Auch die gerade zu behandelnden Patientinnen benötigen Extraktionen. Generell werden sehr viel mehr Zähne gezogen, als dies in Deutschland der Fall ist. Dies hat vor allem zwei Gründe: „Die Patienten kommen erst zu uns, wenn der Zahn schon richtig entzündet ist und sie große Schmerzen haben“, erzählt Benard. Dann könne der betroffene Zahn oft nur noch gezogen werden. „Außerdem ist die Extraktion günstiger, als eine Füllung machen zu lassen. Daher entscheiden sich die meisten Patienten für ersteres.“ Da nicht alle Patienten – in Asumbi die wenigsten – über eine Krankenversicherung verfügen, müssen sie die zahnärztlichen Leistungen selbst zahlen. Und aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten sei dies ein Luxus für viele Patienten. Sister John Mary, die Leiterin des Krankenhauses, hatte uns bereits über die schwierige Lage berichtet: „Die wirtschaftliche Inflation hat den Status der Menschen dramatisch verschlechtert. Ins Krankenhaus zu gehen und sich behandeln zu lassen, ist für viele Menschen die allerletzte Option. Die wenigen, die kommen, sind nicht in der Lage, zu zahlen.“

In den vielen Gesprächen, die Dr. Isa Rait, Christine Bitsch und ich während unserer Projektreise geführt haben, war dies eines der großen Themen. Die Regierung hat in den letzten Monaten die Steuern erhöht, neue eingeführt oder Gebühren erhoben, wo früher keine waren. Die Menschen wissen oft kaum noch wie sie Lebensmittel, geschweige denn Leistungen jenseits der elementaren Bedürfnisse bezahlen sollen. Viele, die keine Ausbildung haben, schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch – und auch diejenigen, die eine Ausbildung haben, finden nicht immer eine entsprechende Arbeit. Wenn wir mit dem Piki-Piki unterwegs sind (einem Motorrad), dann tankt der Fahrer etwa ¼ Liter: Der Liter Benzin kostet um die 220 KES, umgerechnet etwa 1,40 Euro. Zucker kaufen viele Menschen täglich – abgewogen zu 100 Gramm. Kostete das Kilo früher 50 KES (etwa 32 Cent), sind es nun 250 KES (etwa 1,60 Euro). Mehr können sie sich nicht leisten, sie leben von der Hand in den Mund. So zieht sich das durch alle Lebensbereiche.

Durch die wunderschöne grüne, hügelige Landschaft des Kisii-County fährt uns Sr. John Mary nach Kisii, die größte Stadt der Umgebung. Das dortige „Christamarianne“-Krankenhaus ist Projektpartner von Dentists for Africa. Wir treffen auf Sister Beatrice, die Leiterin, Sister Laurencia, die das zahnärztliche DfA-Lager verwaltet, Sister Mackline, die gerade eine Ausbildung zum Community Oral Health Officer macht, und andere Schwestern. Sister Laurencia zeigt uns das Krankenhaus: Hier ist richtig viel los. In der Zahnstation treffen wir Christina, die als Einsatzleistende für Dentists for Africa für acht Wochen hier tätig ist, und gerade einen Studenten anlernt. Alex, der die Station leitet (COHO), wird von Jael unterstützt, die als Patenkind schon lange zu DfA gehört, eine Ausbildung zum COHO gemacht hat und derzeit hier ein Praktikum absolviert. Die Stimmung ist gut. Wir inspizieren noch das Lager, und nach dem obligatorischen Tee, einem Gebet und Gesang der Nonnen treten wir die Reise nach Eldoret an.

Etwa vier Stunden sind wir unterwegs – zunächst entlang von Reisfeldern, später Zuckerrohr, in den hügeligen Nandi Hills umgeben von Teeplantagen- und erreichen schließlich das trubelige Eldoret. Unweit von hier ist der Trainingsstützpunkt der weltweit besten Marathonläufer.

Am Abend treffen wir auf zwei DfA-Patenkinder: Ray Byron (hier haben wir bereits über ihn berichtet) und Emmanuel studieren im 1. Jahr Zahnmedizin an der hiesigen MOI-University. Sie berichten über das Studium, vor allem Chemie fiele ihnen schwer. Beide arbeiten hart, um gute Leistungen zu erreichen. Sie bestätigen, dass sie sich durch die finanzielle Unterstützung auf ihr Studium konzentrieren können – und nicht wie viele Kommilitonen nebenbei arbeiten müssen. Rays Traum ist es, einmal Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurg zu werden. Bis dahin ist es ein langer Weg, doch wir sind überzeugt, dass er und auch Emmanuel ihr Bestes geben, um es zu erreichen.

Hier findet ihr das Video des Tages.

 

Tag 9 – 29.10.2023

Tabaka ist das Ziel unserer heutigen Erkundungstour. Das unscheinbare Örtchen in der Region Kisii ist das Epizentrum des Specksteinabbaus und wird ein Ausflugsziel der Patenreise von DfA im nächsten Jahr sein. Christine Bitsch und Dr. Isa Rait hatten es bereits mehrfach besucht und Kontakte geknüpft und kennen sich aus. Die Hauptquerstraße in Tabaka ist noch nicht geteert, rechts und links liegen weiße Haufen mit Steinresten. Man vermutet auf den ersten Blick nicht, dass in den Innen- und Hinterhöfen und -zimmern der kleinen Häuser in Handarbeit kleine und große Kunstwerke, Haushaltsgegenstände und Dekorationsartikel hergestellt werden, die weltweit exportiert und etwa in Galerien in den USA zu finden sein werden. Mehr als 30.000 Menschen leben in der Region vom Speckstein, der hier „Soap Stone“ genannt wird. Er ist in weiß, hellem rosa, grau und schwarz zu finden und wird in flachen und leicht zugänglichen Steinbrüchen in den umliegenden Gebieten abgebaut. Die geschnitzten Figuren und Skulpturen werden anschließend durch Gravieren künstlerischer Muster auf der Oberfläche verziert, poliert, gewachst und gefärbt oder in ihrer natürlichen Struktur und Farbe belassen.

Wir besuchen Moses, dessen Schwester – wie einige andere Frauen in der Straße – vor dem Haus sitzt und kleine helle Elefantenfiguren wäscht und glatt schmirgelt. Er zeigt uns sein „Office“, seine Werkstatt und sein Lager, die sich in mehreren Räumen im Hinterhof befinden. Unzählige kleinere und mittlere Gegenstände befinden sich dort: Von kleinen Elefanten oder Nilpferden über Teller, Kerzenhalter, Briefbeschwerer, Schüsseln und Schalen – im rohen, halbfertigen oder bemalten Zustand – sind hier zu finden. „Diese hier werden nach Sansibar exportiert“, erklärt er uns und zeigt auf bunt bemalte Schalen. Andere sendet er an einen Auftraggeber nach Südafrika. Unser Blick fällt auf mit Tieren verzierte Schalen. Moses demonstriert uns, wie er das Bild eines Zebras in eine Schale schnitzt: Innerhalb weniger Minuten entsteht vor unseren Augen das kunstvolle Abbild des Tieres.

Wir wollen wissen, wo das „Rohmaterial“ für die Gegenstände und Figuren herkommen. Moses führt uns quer über die Straße. Dort liegen große Steine vor dem Haus. „Tabaka Self Help Group“ ist auf einem Schild zu lesen, als wir in den Hinterhof geführt werden. Robinson, ein junger Kenianer, freut sich über unseren Besuch. „Hier können alle herkommen, die arbeiten wollen“, erklärt er uns und wir entdecken einige ältere Männer, die auf Hockern sitzend ihrer Arbeit nachgehen. Mit Spitzhacken und gekonnten Hieben schlagen sie die Teile aus rohen Steinen heraus und erschaffen Giraffen, Elefanten oder andere Kunst- oder Gebrauchsgegenstände. Beeindruckt schaue ich zu. Das hier hat nichts mit Fließbandarbeit aus China zu tun. Die Produkte, die in vielfacher Form auf Märkten zu finden sind, werden in Hinterhöfen wie diesem in Handarbeit hergestellt. Wir gesellen uns zu Dishon, der einen Stein bearbeitet. Mit wachen und interessierten Augen sieht er uns an. Wie lange er diese Arbeit schon mache, möchte ich wissen. Er beginnt zu rechnen: Seitdem er 12 Jahre alt ist. Und wie alt ist er heute? Ich schätze ihn auf etwa 60 Jahre. Weit gefehlt… 76 Jahre sei er alt, erzählt er und lacht. Die Arbeit mache ihm Freude, stolz zeigt er den Elefanten, den er während unseres Gesprächs aus dem Stein geschlagen hat. Robinson kommt hinzu: „Das ist mein Großvater“, erklärt er. Auch sein Vater arbeite hier. Robinson demonstriert uns, wie leicht sich die Steine teilen lassen. Die abgeklopften und nicht mehr benötigten Steinreste werden ihrerseits nochmals gesiebt und weiterverkauft.

Wir gehen weiter und kehren in einige der kleinen Läden am Rande der Straße ein. Hinter vielen Türen tun sich wahre „Schatzkammern“ auf. Hinter anderen befinden sich Werkstätten, in denen die Gegenstände in bunten Farben bemalt und gewachst werden. Überall gibt es etwas zu sehen und zu erfahren. Die Menschen freuen sich über unser Interesse, wollen natürlich gern auch etwas verkaufen, sind aber nicht aufdringlich und erzählen gern über ihre Arbeit. Zum Steinbruch schaffen wir es heute leider nicht mehr. Beeindruckt – und mit mindestens einem Kilogramm mehr Reisegepäck treten wir die Rückfahrt nach Asumbi an.

Hier gehts zum Video.

 

 

 

Tag 8 – 28.10.2023

Am Samstag erhalten wir eine Führung durch das „Mission Hospital“, das Sister John Mary leitet. Es ist das einzige Krankenhaus im 7000 Einwohner zählenden Asumbi und in der Hand der Franciscan Sisters of St. Joseph Asumbi. In der dortigen Dental Unit gibt es zwei intakte Zahnarztstühle, einer davon ist brandneu. Derzeit kämen nicht viele Patienten, berichtet Sister John Mary. Und die wenigen, die ins Krankenhaus kommen, leiden tatsächlich unter großen Schmerzen – und können kaum bezahlen (zu diesem Thema hatte ich vor kurzem auch ein Interview mit ihr geführt). Wir treffen einige Mütter, die frisch entbunden haben, in der Mutter-Kind-Station. Wir gehen vorbei an der Krankenhauswäscherei sowie der Küche. Es riecht appetitlich – heute gibt es Reise mit selbst angebauten Bohnen. Tatsächlich, neben dem Krankenhaus ist ein krankenhauseigenes Bohnenfeld, an dem frisch geerntet wird. Auch die Generatoren sehen wir uns an: Die beiden alten Generatoren entsprechen nicht mehr dem, was heutzutage für den Betrieb eines Krankenhauses mit Geräten benötigt wird. Der neue, größere fällt leider häufig aus – daher benötigt Sr. John Mary dringend Unterstützung, um einen neuen anschaffen zu können.

Zurück im Büro gibt es eine Besprechung, die den restlichen Nachmittag lang dauern wird. Das gesamte Team arbeitet konzentriert und motiviert, entwickelt Ideen und tauscht sich aus. Genau so habe ich mir Zusammenarbeit auf Augenhöhe vorgestellt! Zwischendurch haben wir die Möglichkeit, zwei Community Health Volunteers („Freiwillige Gesundheitsarbeiter“) zu treffen. Jede von ihnen betreut zwischen 10 und 12 bedürftige Familien in der Gemeinde, berät sie in Gesundheitsfragen, leistet Aufklärung und überweist sie bei bestimmten Krankheitsbildern ins Krankenhaus. Wie üblich endet das Meeting mit Worten des Danks und einem Gebet. Wie fast immer am Nachmittag kommt ein heftiger Schauer vom Himmel, bevor es schließlich dämmert und wir uns zum Abendessen begeben.

 

 

Tag 7 – 27.10.2023

Letzter Tag in Nyabondo für das DfA-Team. Während Christine Bitsch und Dr. Isa Rait heute u.a. weitere Vorbereitungen für die geplante Patenreise tätigten, ging es für mich ging heute in die Witwenkooperative St. Monica Widows. Schon mehrfach hatte ich die Frauen in dieser Woche getroffen und war jedes Mal von ihrer Ausstrahlung beeindruckt. Nun wollte ich mir die Aktivitäten der Witwen, von denen ich schon einiges gehört und auf Bildern gesehen hatte, mit eigenen Augen anschauen. Die Kooperative ist mit mehr als 650 registrierten Frauen die größte der Gegend und wird von Rhoda Ogada geleitet. Die Witwen betreiben erfolgreich einen Cateringservice sowie einen eigenen Kindergarten und einen Counsellingservice, organisieren Seminare oder stellen Handarbeiten her. Dentists for Africa unterstützt sie darin, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten auszubauen sowie beim Verkauf der hergestellten Produkte. Außerdem können die Witwen der Kooperative eine Krankenversicherung für sich und ihre Familien abschließen.

Als ich in die Halle komme, herrscht bereits geschäftiges Treiben. Es wird gebastelt, gefädelt, genäht. Einige Frauen stellen Seife her, die sie abfüllen und für 30 kenianische Schilling (rund 19 Cent) pro 500 ml verkaufen. In einem Seminar haben sie alles gelernt, was dazu nötig ist. 8 verschiedene Ingredienzien mischen sie mit 20 Liter Wasser, erklären sie mir. Weitere Frauen fädeln bunte Perlen zu Ketten oder sogenannten Uzingo-Bänder (die kann man auch hier bestellen und einer Frau damit die Familienkrankenversicherung für einen Monat ermöglichen). Auch Körbe stellen die Frauen her.

Gleichzeitig treffen die Teilnehmer des Foto-Workshops vom Montag ein. In praktischen Übungen sollen sie das Gelernte anwenden – und hier haben sie die besten Motive dafür. Ich bin begeistert und stolz – hochmotiviert setzen sie genau das um, was wir besprochen haben. „Eye level“, „backlight“ und „over shoulder shot“ sind für sie keine Fremdworte mehr. Wir arbeiten an Kleinigkeiten und sie freuen sich über Feedback. Auch ich freue mich riesig, schließlich sind sie diejenigen, die – wenn ich von der DfA-Zentrale in Weimar aus arbeite – die Bilder von den Aktivitäten vor Ort zuliefern. Und da kann ich in Zukunft einiges erwarten 😊 Ein letztes Meeting mit Sister Seraphine, bevor wir uns gemeinsam mit Dr. Isa Rait und Christine Bitsch nach Asumbi aufmachen. Die etwa 1,5-stündige Fahrt führt durch malerische Hügel und Felder, die sonst eher rot, braun und trocken, derzeit aufgrund der Regenfälle (meist kurz und heftig am Nachmittag oder in der Nacht) erstaunlich grün sind. Immer wieder laufen Kühe oder Schafe an oder auf der Straße, wir durchqueren Orte mit lebhaften Märkten am Straßenrand. Das (soziale) Leben findet hier nicht im Haus, sondern auf der Straße statt, stellen wir einmal mehr fest.

In Asumbi erwartet uns bereits Sr. John Mary, die Leiterin des Krankenhauses, die Freude des Wiedersehens (für Isa, Christine und Sr. Seraphine) und des Kennenlernens (für mich) ist groß. In Asumbi ist der Hauptsitz unserer Kooperationspartner, der Franciscan Sisters of St. Joseph Asumbi, und so erhalten wir im Laufe des Abends auch die Ehre, die Mutter Oberin, Sr. Mary Goretty kennenzulernen. Ein intensives Gespräch liefert einen vielversprechenden Vorgeschmack auf den morgigen Tag.

Mehr von den Witwen könnt ihr auch im Blog lesen – dort finden sich etliche lesenswerte Artikel über die Frauen. Aktuelles aus erster Hand erfahrt ihr auch in Interviews, die ich vor drei Wochen mit Rhoda Ogada und Pamela Obora von der Witwenkooperative sowie mit Sr. John Mary und Sr. Seraphine geführt habe.

 

 

Tag 6

Auf zum Dental Camp! Die zahnärztlichen mobilen Einsätze richten sich an die Ärmsten der Armen der Bevölkerung und werden von DfA regelmäßig organisiert und von deutschen Einsatzleistenden unterstützt.

So auch heute. Bereits um 7 Uhr warten die ersten Patienten vor dem Krankenhaus in Katito. Auf dem Gelände errichten die DfA-Mitarbeiter im Freien das Camp. Direkt ist auch ein Notfall unter den Wartenden: Der 52-jährige Kenneth hat bereits seit drei Monaten eine Entzündung, die nun zu einem Abszess geworden ist. Die kann vor Ort – direkt unter freiem Himmel – nicht behandelt werden, er muss in eine Zahnstation überwiesen werden. Eine Behandlung – nicht einmal die Fahrt zur Zahnstation – kann er sich nicht leisten. Sein Geld reichte gerade einmal für die Fahrt zum Dental Camp. „Genau für solche schweren Fälle habe ich im Vorfeld meines Einsatzes unter meinen Kollegen und Patienten Spenden eingeworben“, erzählt Dr. Corinna Fuchs, die seit zwei Wochen als Einsatzleistende für DfA in Nyabondo arbeitet. „Diesem Mann muss dringend geholfen werden.“ Der Mann ist dankbar und wird nach Abschluss des Camps mit dem DfA-Auto direkt mit nach Nyabondo genommen. Morgen werden Corinna und ein Kollege ihn nochmals untersuchen und entscheiden, wie die Weiterbehandlung erfolgt.

Bereits um 10:30 Uhr haben sich schon 120 Patienten registriert, weitere strömen hinzu. Sie bezahlen eine Aufnahmegebühr von 100 Kenianischen Schilling (rund 70 Cent), die Behandlung ist kostenlos. An sieben gewöhnlichen Plastikstühlen arbeiten Zahnärzte und COHOs (Community Oral Health Officer) gemeinsam unter der heißen kenianischen Sonne. Alle schwitzen, es ist Arbeit im Akkord. Zwischen den Stühlen picken Hühner ein paar Körner. Viele Patientinnen haben kleine Kinder oder Babies dabei, Praktikantin Shirley – ein DfA-Patenkind, das derzeit auf den Beginn ihres Zahnmedizin-Studiums im Januar wartet – hält die Kleinen während der Behandlung der Mütter auf dem Arm. Häufig müssen Zähne gezogen werden. Und das ist gar nicht so einfach. „Die Wurzeln sind oft lang und der Knochen wesentlich härter als ich das aus Deutschland kenne“, berichtet Corinna. „Eigentlich kann ich das ganz gut, aber hier komme ich an meine Grenzen“, fügt sie hinzu. Dann holt sie sich Unterstützung von COHO Anthony. „Die COHOs kriegen oft Zähne heraus, da würden wir in Deutschland das operative Besteck in die Hand nehmen“, erzählt Corinna. 304 Patienten haben die Ärzte und COHOs bis 16 Uhr gesehen.

Die Dental Camps sind für viele bedürftige Menschen die einzige Möglichkeit, eine zahnärztliche Behandlung zu erhalten. Spenden dazu sind jederzeit herzlich willkommen.

Für mich geht es mittags zurück ins Witwendorf nach Nyabondo. Was ich dort erlebte, berichte an einem der nächsten Tage 😉

 

Tag 5 – 25.10.2023

34 Witwen kamen heute ins Witwendorf, um gemeinsam sogenannte „Memory Books“ zu erstellen. Hier besitzen die Familien nicht – wie in Deutschland meist der Fall – ein Fotoalbum, das die Geschichte ihrer Familie darstellt und in dem man in Erinnerungen schwelgen kann. Doch ein Memory Book ist noch viel mehr. Es ist vom Ursprung her ein therapeutisches Dokument und ein persönliches „Testament“ – ein Arbeitsbuch, das etwa von einer HIV-positiven Betreuungsperson oder einem Elternteil für sein Kind geschrieben wird und in dem der familiäre Hintergrund und die Lebenserfahrungen des Elternteils beschrieben werden. Es soll dem Kind Orientierung geben und die Familiengeschichte festhalten, wenn der oder die Schreibende einmal nicht mehr da sein wird. In Uganda entstanden Erinnerungsprojekte erstmals 1998 im Rahmen der öffentlichen Gesundheitsfürsorge für Menschen mit HIV. Sie ermutigen Schreibende, oft Bauernwitwen mit begrenzten Lese- und Schreibkenntnissen, ihre Botschaften an ihre Kinder und an die Welt zu übermitteln. Mehrfach wurden in der Witwenkooperative in der Vergangenheit die Frauen in Seminaren angeregt, ihr eigenes Erinnerungsbuch zu verfassen.

Bereits im Vorfeld hatte Rhoda Ogada, Managerin des Witwendorfs, Papier und Binderinge besorgt, sodass wir die Bücher vor dem Beginn des Workshops noch binden konnten. Angeleitet von Rhoda, Pamela Obora, Chairperson, und mir gestalteten die Witwen heute nach einer Einleitung, zunächst das Deckblatt: „This Memory Book belongs to …“ („Dieses Erinnerungsbuch gehört …“) stand anschließend in Großbuchstaben auf der vorderen Seite. Anschließend konnten die Witwen schreiben, wem sie ihr Memory Book widmen. „It is dedicated to my children“ –- … ihren Kindern, war auf vielen Büchern zu lesen.

Manchmal ernst, manchmal fröhlich ging es zu, als Pamela mit verschiedenen Fragen zum Bericht über unterschiedliche Lebensabschnitte und Themen anregte, die von der Frauenrunde dankbar aufgenommen und bearbeitet wurden. Eine ruhige, konzentrierte Stimmung herrschte in den folgenden Stunden, in denen die Frauen eifrig schrieben. Mehrere Seiten ihrer eigenen Lebensgeschichte brachten einige so auf das Papier. Der Workshop endete mit Gesang und Tanz. Mit einem strahlenden Lächeln präsentierten mir einige der Witwen ihr Buch, es war ihnen anzusehen, wie stolz sie auf das Geschriebene waren.

Witwen, die nicht selbst schreiben können, hilft Rhoda Ogada in den nächsten Tagen, ihre Geschichte aufzuschreiben. Sie bezieht dabei auch die Enkelkinder der Witwen ein, ihre  Großmütter beim Aufschreiben unterstützen.

 

 

 

Tag 4 – 24.10.2023

Die von DfA unterstützen Waisenkinder.

Herzlich werden wir empfangen von Mr. Owidi, dem Schulleiter, Sister Pauline Victoria, Head Teacher und Vorstandsmitglied der Schule, sowie den Schülern und Lehrern. Später kommen Sr. Elsa Pauline, ebenfalls Head Teacher, sowie weitere verantwortlliche Schwestern des Schulträgers – den Franciscan Sisters of St. Joseph Asumbi – dazu. Ein Rundgang in der Schule zeigt: Hier wird angepackt und gebaut. Damit die Schule ab Januar als Internat für zunächst 40 Schülerinnen und Schüler genutzt werden kann, wurden behelfsmäßige Unterkünfte für die Jungen und Mädchen und eine Essenshalle aus Wellblech errichtet. Gerade wird der Boden des Jungenschlafraums betoniert. Aktuell übernachten von Sonntag bis Freitag schon zehn Mädchen und zehn Jungen in der Schule, da für sie der Weg nach Hause zu weit ist, sie sich ungestört auf ihr Examen vorbereiten müssen, zu Hause kein Essen bekommen würden, in Kinderfamilien leben oder einfach zu arm sind. Als Schlafräume dienen derzeit zwei leerstehende Klassenräume. Doch nur acht Matratzen liegen auf den Betten. „Einige Kinder können sich keine Matratze leisten“, berichtet Mr. Owidi. „Sie schlafen auf Bastmatten, die von der Schule zur Verfügung gestellt werden, auf dem Boden.“

Das Gelände der Schule ist großzügig, wir sehen die Orte, an denen – wenn irgendwann genug Geld dafür da ist – permanente Schlafräume und eine Essenshalle gebaut werden können. In einem der Unterrichtsräume werden gerade die Schülerinnen und Schüler des Grade 8 auf ihre Examensprüfungen vorbereitet, die am Freitag beginnen. Sie haben Ruhe für die Vorbereitungen in dem Zimmer, das gleichzeitig als Mädchenschlafraum genutzt wird. Sie sind die letzte Klasse, die entsprechend des alten Curriculums ihr Examen macht.

In einem weiteren Klassenzimmer haben die Schülerinnen und Schüler des Grade 7 gerade Praxisunterricht – eine der Neuerungen, die mit dem neuen CBC-Schulsystem eingeführt wurde. Ihre Aufgabe ist es, eine kurze Hose zu nähen. Manche der Schüler zeigen stolz ihr Werkstück, das sie aus buntem Stoff fertigen. Andere, die an einfarbigen weißen oder gelben Stoffen arbeiten, zeigen sich eher verschämt. Auf Nachfrage erklärt Sister Pauline: „Diese Stoffe stellt die Schule denen, die keine eigenen Stoffe mitbringen können. Sie sind leider nicht sehr hübsch…“ Der Ansatz des CBC-Systems, die Schüler mit praktischem Lernen besser auf die späteren Anforderungen im Arbeitsleben vorzubereiten sei gut, viele können sich jedoch die dafür benötigten zusätzlichen Materialien überhaupt nicht leisten, erfahren wir.

In und hinter der großzügigen, blitzblanken Küche köchelt es und riecht appetitlich. Die Köchin bereitet das Essen für alle Kinder und Lehrer vor. „Sie ist alleine, manchmal setzen wir Lehrerinnen ein, die ihr helfen“, erklärt Sister Pauline. „Im Praxisunterricht und in Ernährungswissenschaft kochen wir auch mit den Schülern.“

Direkt neben dem Küchengebäude beginnt das schuleigene Feld: Hier baut die Schule Mais und Bohnen an, die direkt für die Schulspeisung genutzt werden. „Die Schüler und Lehrer bewirtschaften das Feld selbst“, berichtet Sister Pauline. „Sie sind nach dem Unterricht abwechselnd dafür eingetragen. So müssen wir dieses Gemüse nicht extra kaufen.“

„Wir sind froh und dankbar für die Unterstützung von Dentists for Africa“, betonen Mr. Owidi und die Schwestern mehrfach. Durch das von DfA gezahlte Schulgeld komme Geld in die Schulkasse, von dem etwa die Lehrer bezahlt werden können – dies war im April noch eine große Sorge des Schulleiters. Rücklagen können derzeit leider noch keine gebildet werden.

Später treffen wir die Koliech Moyie Women Group eine aktive Frauengruppe aus Koliech. Die Vorsitzende Damela Otero sowie die Sekretärin Jane Otieno und weitere Mitglieder der Gruppe halten eindrückliche Reden und berichten von den Aktivitäten. Sie hat sich 1990 aus der Gruppe „South Nyanza Future in our hands“-Gruppe gegründet und besteht heute aus 30 Frauen und zehn Männern – viele von ihnen sind Eltern von Kindern, die die St. Michael-Schule besuchen. Eines ihrer Ziele war von Beginn an der Aufbau eines Zufluchtsortes für Waisen, in dem Kinder, die ihre Eltern verloren haben, Unterkunft, Essen und ein neues Zuhause finden und lernen können. „Mama Seraphina“ kaufte dazu Land. Später bauten die Franziskanerinnen das von den Frauen begonnene Projekt zu einer Schule aus. Die Frauengruppe ist glücklich, die Schule zu haben und unterstützt sie aktiv: So steht etwa der Inkubator, in dem Hühnereier ausgebrütet werden, auf dem Gelände der Schule, die Frauen ziehen die Hühner dann auf und versorgen dafür die Schule später mit Eiern.

Wir haben ausreichend Zeit für Gespräche und lassen auf dem Rückweg die Eindrücke Revue passieren.

 

Tag 3 – 23.10.2023

Die Dental Unit befindet sich im linken Gebäude.

Vor der Dental Unit des St. Joseph Hospital warten bereits Schüler, als wir heute Vormittag dort ankommen. Nachdem die aktuellen Einsatzleistenden Dr. Corinna und Luca in der vergangenen Woche eine Schule besucht und Schüler und Schülerinnen untersucht haben, sind heute einige von ihnen zur Behandlung nach Nyabondo gekommen. „Ich habe schon einen Zahn gezogen und einen gefüllt“, berichtet Corinna und fügt hinzu: „Es ist gut, wenn man auch mal einen Zahn retten kann.“ Dies ist leider nicht alltäglich, ist das Zähne ziehen für die Patienten meist günstiger als eine anderweitige Behandlung. Die Besichtigung des neu gebauten und in diesem Jahr eröffneten Krankenhauses ist etwas ernüchternd: in den meisten Fluren und großzügigen Räumen herrscht gähnende Leere. Seit dem letzten Besuch von Dr. Isa Rait im Februar ist hier offensichtlich leider nicht viel passiert. Von der schwierigen Situation der Krankenhäuser hatten wir bereits am Vortag gehört.

Weiter geht es zum Büro von Sr. Seraphine, das sich auf dem Gelände der Witwenkooperative befindet. Schon von Weitem sehen wir Schülerinnen und Schüler, die Briefe an die Pateneltern schreiben. „Sie hatten in der letzten Woche ihren letzten Schultag vor den großen Ferien“, erzählt uns Sr. Seraphine. „Nach solchen letzten Schultagen kommen die Patenkinder stets zu mir, bringen ihre Zeugnisse und schreiben ihren Brief an die Pateneltern.“ Zu meinem Erstaunen sitzen die Kinder ganz allein in Gruppen und arbeiten eifrig an ihren Briefen und helfen sich gegenseitig. Es gibt „Leitfäden“, worüber sie ihren Pateneltern berichten könnten. Die jüngeren Kinder, die noch nicht schreiben können, werden von Francis, einem Mitarbeiter aus Sr. Seraphines Büro interviewt. Später bringen die Kinder ihre Briefe zu Francis, er nimmt sie entgegen und schaut sie noch einmal auf Rechtschreibfehler durch. Für die Kinder beginnen nun die Ferien – bis zum Januar werden sie dauern. Für viele von ihnen sicher keine einfache Zeit, denken wir uns – sind sie doch in den meisten Fällen (Halb-)Waisenkinder, wohnen bei sogenannten „Guardians“ (Vormund) und müssen bei einem solchen Heimataufenthalt oftmals tüchtig auf dem Hof und Feld mitarbeiten.

Nach einem Gespräch mit Sr. Seraphine halte ich am Nachmittag einen Workshop für die Mitarbeiter und einige Witwen der Witwenkooperative zum Thema Fotografie. Zwischenzeitig trommelt der Regen so laut auf das Dach, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen kann – doch das tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Eifrig und konzentriert analysieren die Teilnehmer Bilder und werden selbst aktiv. Im Laufe der Woche werden sie das Gelernte in die Praxis umsetzen – und ich hoffe auf viele schöne Bilder aus den Projekten.

 

 

Tag 2 – 22.10.2023

George OliechDer heutige Tag startet mit einem Gespräch mit George Oliech. Er arbeitet als Community Link Officer im Krankenhaus in Nyabondo und ist mit für die Betreuung der DfA Einsatzleistenden zuständig. Wir erhalten einen ersten Einblick in die Situation im Krankenhaus.

„Es ist schwierig im Moment“, erzählt George. „Die Patienten, die in die Klinik kommen, werden behandelt, die Behandlung wird über staatliche Versichertenkarten abgerechnet. Aber die neue Regierung zahlt sehr spät, und gleichzeitig muss das Personal bezahlt werden und der Alltag eines Krankenhauses aufrechterhalten. Wir müssen gut planen.“ Er berichtet von den extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten. „Aber unsere Löhne sind nicht gestiegen“, erzählt George und lacht. Ein Kilo Zucker kostete normalerweise 100, jetzt seien es 250 KES. Der Sprit koste das Vierfache vom früheren Preis. Auch die Kosten für die Schulausbildung seiner beiden Söhne sei gestiegen. Er selbst verkaufe Mais, den er anpflanzt, um die Schulgebühren und Extrakosten wie Schulmaterialien, Schuluniform und anderes zu bezahlen. Manchmal bezahlt er auch in Naturalien: „Ich habe auch schon Bäume gefällt, und das Holz als Feuerholz an die Schule gegeben“, berichtet er. Dann muss er weniger Gebühren zahlen.

 

Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Unterkunftssuche für die Patenreise und ich begleite Isa und Christine und George. Wir fahren in umliegende Orte von Nyabodo und sehen uns Hotels an. Rund zehn Doppelzimmer werden gebraucht, es ist gar nicht so einfach, eine passende Unterkunft zu finden.

Mit 17 Einheimischen quetschen wir uns dazu in ein Matatu. Nach der 3. Herberge gehts zurück nach Nyabondo, mit dem Piki-Piki (hinten auf dem Motorrad).

 

 

 

 

Tag 1 – 21.20.2023

Dr. Isa Rait, Anne-Kristin Henker, Christine Bitsch (v.l.n.r.)

Das DfA-Team fliegt von Frankfurt über Doha nach Nairobi und von dort aus per Inlandsflug nach Kisumu. Dr. Isa Rait und Christine Bitsch sind bereits seit Jahrzehnten für DfA im Einsatz: Isa hat als Zahnärztin mehrere Einsätze absolviert, erstmals 2003, und war eine Zeit lang als Projekt- Manager für DfA tätig. Christine ist ebenfalls seit 2001 bei DfA aktiv, als Zahnärztin hat sie mehrere Einsätze absolviert und viele Jahre lang das Patenschaftsprojekt geleitet. Beide sind auf dieser Reise jedoch in anderer Mission unterwegs: Sie bereiten die Patenreise vor, die einige Pateneltern im Sommer 2024 in die Gegend um Nyabondo führen soll, wo sie die Möglichkeit haben, ihre Patenkinder zu treffen.

Ich, Anne-Kristin Henker, bin die Dritte im Bunde. Seit Juli 2023 bin ich als Programm-Managerin für DfA tätig – und somit ist dies meine erste Projektreise – und entsprechend erfreut bin ich, die Projekte und die Projektpartner kennenzulernen.

In den kommenden knapp 10 Tagen werden wir verschiedene DfA-Projekte besuchen, Gespräche zum Stand der Dinge, aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Projekten führen.

Nach unserer Ankunft in Kisumu werden wir sehr herzlich von Sr. Seraphine, der Leiterin unseres Patenschaftsprojektes, empfangen. Sie führt uns durch die an ihren Konvent angeschlossenen Sr. Mary-and-Magdalene-School and Orphanage, in der auch einige von DfA unterstützte Kinder leben und lernen. Im Video seht ihr die Eindrücke des ersten Tages (oder auf unserem youtube-Kanal). Viel Freude beim Ansehen.