Psychosozialer Beratungsservice in Witwenkooperative: Oft geht es um Leben und Tod

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Psychosozialer Beratungsservice in Witwenkooperative: Oft geht es um Leben und Tod

Psychosoziale Beratung in Nyabondo ist vonnöten und es gibt eine große Nachfrage danach – das war Rhoda A. Ogada und Rosemary A. Oguma schon lange klar. Doch dass der Psychosoziale Beratungsservice, den die Frauen seit einigen Monaten – bisher ehrenamtlich – angeboten haben, von derart herausragender Bedeutung ist, hat Dentists-for-Africa-Projektleiterin Katharina Weiland-Zejewski selbst überrascht.

Rhoda und Rose vor dem Hinweisschild ihres Counseling-ServicesRhoda A. Ogada und Rosemary A. Oguma gehören zur von Dentists for Africa seit vielen Jahren unterstützten Witwenkooperative St. Monica Village. „Alle Witwen der Kooperative haben in ihrem oft noch sehr jungen Leben schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen: Sie wurden verstoßen, diskriminiert, ausgebeutet und allein gelassen. Um ihresgleichen besser helfen zu können, hatten die Witwen den Wunsch einer Anlaufstelle – für akute Fälle und für eine Lebensberatung und Planung im Allgemeinen“, berichtet Katharina Weiland-Zejewski, die die Witwenkooperative seit 2008 begleitet. Die Erlebnisse sind sehr individuell. „Für die hilfesuchenden Frauen geht es oft um Leben und Tod, viele haben Suizidgedanken, weil sie nicht wissen, wie sie aus ihrer scheinbar hoffnungslosen Situation entkommen können.“

 

Professioneller Beratungsservice seit März

Mit Spenden, die bei einer Geburtstagsfeier eines Dentists-for-Africa-Mitglieds in Deutschland gesammelt wurden, konnte der Wunsch der Witwen erfüllt werden: Rose und Rhoda konnten sich zu professionellen Beraterinnen ausbilden lassen. Sie helfen nun nicht nur im Kreise der Witwenkooperative, sondern auch der Bevölkerung in der näheren Umgebung. Seit März führen sie zahlreiche Gespräche mit Menschen in Not. Schüler, Ehepaare, Familien, Kinderfamilien gehören zu den Klienten, außerdem bearbeiten sie bestimmte Themen in Gruppenarbeit in der Gemeinde und in den Treffen der Witwenkooperative. Ein Aushang am Eingang des St. Monica Village macht auf den Counseling Service aufmerksam.

Vielfältiges Beratungsspektrum

„Nachdem ich von Rhoda einige Fallbeispiele erhalten habe, stellte ich fest, dass ein Psychosozialer Beratungsservice von immenser Bedeutung für die Bevölkerung ist“, erklärt Katharina Weiland-Zejewski. Von Beginn an wurden Rhoda und Rose mit harten Schicksalen konfrontiert. Die beiden beraten etwa Witwen, die selbst oder in ihrer Familie mit HIV, Tod, Trauerbewältigung, Stigmatisierung, Diskriminierung umgehen müssen oder Rechtsberatung suchen. „Auch aufgrund der Wirtschaftskrise haben wir viel zu tun“, erzählt Rhoda. Sehr häufig kommt es vor, dass Frauen nach dem Tod des Mannes ihr Land und ihr Haus an die Familie des Mannes verlieren oder an einen männlichen Verwandten „vererbt“ werden. Laut geltendem Recht gehören Haus und Grund der Witwe, doch oft ist der Arm des Gesetzes, gerade in ländlichen Gegenden, nicht lang genug. „Die beiden Beraterinnen vermitteln in solchen Fällen an einen kostenlosen Rechtsbeistand, der schon in vielen Fällen helfen konnte“, freut sich Katharina Weiland-Zejewski. „Viele Witwen erhielten ihr Landrecht mit entsprechenden Zertifikaten zurück.“

Nachfrage nach Beratung ist immens

In den ersten Wochen haben Rhoda und Rose den Beratungsservice ehrenamtlich angeboten, nun können sie dank einer zweckgebundenen Spende des Club Soroptimist International Dessau-Wörlitz dafür ein angemessenes Honorar erhalten. „Auch aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise haben wir viel zu tun“, erzählt Rhoda und ist sich sicher: „Die Nachfrage nach Beratung wird nicht so schnell aufhören, denn Beratung ist ein Prozess, und die Verwaltung der großen Zahl von Betroffenen ist ebenfalls eine große Aufgabe.“

Lesen Sie hier den 2. Teil des Berichtes.

 

Sie wollen die Arbeit von Rhoda und Rose oder die Witwenkooperative unterstützen? Dies ist mit einer zweckgebundenen Spende möglich oder durch freiwillige Mitarbeit – von Deutschland aus oder mit einem Einsatz vor Ort.

 

(C) Bilder: Isa Rait, Christoph Niesel, Rhoda Ogada