„Manche Menschen, die ich berate, gehen im Leben durch die Hölle“

Neues Gesicht: Anne-Kristin Henker verstärkt das DfA-Team als Projektmanagerin
August 29, 2023
Dringend Paten gesucht: Evaline und 56 weitere Waisenkinder wollen die Schule besuchen
September 20, 2023

„Manche Menschen, die ich berate, gehen im Leben durch die Hölle“

Die Witwenkooperative St. Monica Village hilft seit einigen Monaten Menschen in Not mit einem psychosozialen Beratungsangebot. Mit Unterstützung von Dentists for Africa ließen sich Rhoda A. Ogada und Rosemary A. Oguma professionell ausbilden und beraten seitdem Hilfesuchende in existenzgefährdenden Lebenslagen. Ausführlich berichteten wir in unserem vorletzten Blogeintrag darüber. Ausbeutung und Diskriminierung gehören leider viel zu oft zum Alltag der jungen Witwen.

„Wir berieten kürzlich eine junge Frau, die nach dem Tod des Mannes an ihren Schwager „vererbt“ wurde“, berichtet Rhoda. Mit ihm bekam sie zu den zwei Kindern, die sie schon hatte, noch zwei weitere Kinder. Nach ein paar Jahren wurde sie von der Schwiegermutter verstoßen. Sie war so verzweifelt, dass sie keinen anderen Ausweg sah, als ihr Leben und das ihrer Kinder zu beenden. „Ich wurde zur Hilfe gerufen und sprach über vier Stunden mit der Frau. Ich nahm mir Zeit, denn ich wusste, dass es um Leben und Tod ging. Ich wollte sicher gehen, dass die Frau ihr Schicksal annahm und versuchte, das Beste daraus zu machen“, schildert Rhoda. Auf ihren Rat und Vermittlung hin ließ sich die Frau rechtlich beraten. Sie belegte Kurse, die ihre Fähigkeiten stärkten, damit sie einer Arbeit nachgehen und sich eine selbstbestimmte Zukunft aufbauen kann. Doch die Situation verschärfte sich erneut. Die Frau wurde, mitsamt ihren vier Kindern, von ihrer Schwiegermutter aus dem Haus gejagt und des Grundstücks verwiesen. Sie kam erneut in den Counseling Service und erhielt dort sofort Hilfe: „Nach Rücksprache mit dem Vorstand der Witwen zog die Frau mit ihren Kindern in eine der Notunterkünfte im Witwendorf ein“, erzählt Rhoda. Sie hilft nun beim Cateringservice der Witwen, verkauft am Eingang des St. Monica Village Avocados und verdient sich so etwas Geld. „Sie hat in der Witwengemeinschaft eine neue Familie gefunden“, freut sich Rhoda.

Motivation in der eigenen Lebensgeschichte begründet

Die oft schweren Schicksale gehen den Beraterinnen nah. Hier hilft ihre Ausbildung, Mitgefühl zu zeigen, und trotzdem professionell zu bleiben. „Manche Menschen, die ich berate, gehen im Leben durch die Hölle“, sagt Rhoda. „Manchmal ist mir dann selbst zum Weinen zumute, aber ich muss stabil sein, um der Klientin zu helfen.“

Die Motivation, sich als Beraterin ausbilden zu lassen und dieser herausfordernden Arbeit zu widmen, liegt für Rhoda in ihrer eigenen Geschichte: „Ich bin selbst einmal durch schwierige Zeiten im Leben gegangen, war depressiv“, blickt sie zurück. „Damals gab es solch eine Beratung nur in Kisumu und ich hatte Schwierigkeiten, das Geld dafür aufzubringen. Doch mir wurde geholfen und nun danke ich Gott dafür, dass ich selbst in Not geratene Menschen beraten kann.“ Das Schönste für sie sei, wenn ihre Klientinnen auf die Beratung ansprechen und sie sie zum Umdenken anregen kann. „Ich bin glücklich und tue es mit Leidenschaft“, bestätigt sie, „denn es ist das, wonach ich mich gesehnt habe.“

Die Arbeit der Frauen ist mittlerweile in der Gemeinschaft anerkannt. Das gibt besonders Rose viel Kraft: „Das Beste ist, dass ich in der Gemeinschaft Vertrauen genieße.“

 

Sie wollen die Arbeit von Rhoda und Rose oder die Witwenkooperative unterstützen? Dies ist mit einer zweckgebundenen Spende möglich oder mit freiwilliger Mitarbeit – von Deutschland aus oder mit einem Einsatz vor Ort.

 

Über Rhoda und ihre beeindruckende Lebensgeschichte berichteten wir auch hier.