Ein Lebensmittelpaket gegen den Hunger, viele Ziegen für ein Schaf

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Ein Lebensmittelpaket gegen den Hunger, viele Ziegen für ein Schaf

Die Weihnachtstombola und Ausgabe der dringend benötigten Güter und Tiere ist DER Höhepunkt für die Frauen der Witwenkooperative St. Monica Village – in der vergangenen Woche berichteten wir darüber.

Wer sind die Frauen? Wie leben sie? Und was ist mit denen, die nicht mehr in der Lage sind, selbst zum Witwendorf zu kommen, weil sie etwa ans Bett gefesselt sind? Die Verteilung der Lebensmittelpakete an die 20 bettlägerigen oder pflegebedürftigen Witwen haben Managerin Rhoda Ogada, Margaret Opande und weitere Mitglieder des Vorstandes in diesem Jahr höchstpersönlich übernommen – und erlebten erneut bewegende Momente, die die tatkräftigen Frauen zu neuen Vorhaben bringen.

 

Pamela Obora: Bäumchen für zusätzliches Einkommen und vitaminreiche Ernährung

Pamela Obora ist Sozialarbeiterin, Landwirtin und Vorsitzende der St. Monica Widows‘. Sie ist eine fröhliche Mutter von zwei Söhnen und derzeit Vormund von drei Mädchen.

Pamela hat in der Vergangenheit bereits an fünf Tombola-Veranstaltungen teilgenommen. In den letzten Jahren hatte sie das Glück, einen Mango- und einen Papaya-Baum zu erhalten. Daher hoffte sie in diesem Jahr insgeheim, ein Los mit Dünger und Saatgut zu ziehen. Doch das Schicksal meinte es anders mit ihr: Sie erhielt abermals einen Mango- und einen Papaya-Baum! “Natürlich freue ich mich genauso darüber!”, lacht die 42-Jährige. “Mein Papaya-Bäumchen vom Vorjahr trägt bereits Früchte, die ich ernten und essen oder verkaufen kann. Das bringt mit zusätzliches Einkommen.”, berichtet sie begeistert. Ihr Mango-Baum lässt damit noch etwas auf sich warten. Sie freue sich jedoch darüber, die Bäume im Garten einzupflanzen. “In einigen Jahren werden sie mir und den Kindern nicht nur  Schutz vor der Sonne bei sengender Hitze schenken – wie sie in Kisumu County herrscht. Die Bäume tragen für mich und die Kinder auch zu vitaminreicher Ernährung bei. Darüber bin ich glücklich.”

 

Peres Odundo: Hauptgewinn als Grundstein für eine Zucht

Von Weitem sind laute Rufe zu hören, die aus der Mitte eines verlassenen Geländes kommen: „A widow, a widow” (“Eine Witwe, eine Witwe“). Es ist die Stimme einer 66-jährigen Witwe, der Subsistenzbäuerin Peres Akinyi Odundo. Sie ruft ihre Ziege! “Ich habe sie bei der Weihnachtstombola der Witwenkooperative St. Monica gewonnen – und sie “Witwe” getauft”, berichtet sie lachend.

Wenn man das Gehöft betritt, wird man von Peres mit einem breiten Lächeln begrüßt. Sie führt ihre Ziege über das Gras und bindet sie an einem Pflock fest. “Mein größter Wunsch ist in Erfüllung gegangen”, erklärt sie. “Ich habe tatsächlich einen der Hauptgewinne gezogen: eine Ziege!”

Peres Odundo hat ihren Mann im Jahr 2002 verloren und lebt nun allein. Ihre Tochter ist nach der Heirat zu ihrem Mann gegründet und auch die Söhne sind aufs Land gezogen, das sie von ihrem Vater geerbt haben. “Ich werde mich gut um die Ziege kümmern”, erklärt sie mit sanfter und zittriger Stimme. Die Bäuerin hat bereits Pläne mit ihrem Gewinn: “Ich möchte mit dieser Ziege eine Zucht beginnen. Ich werde so lange züchten, bis ich so viele Ziegen verkaufen kann, dass ich mir mit dem Gewinn eine Kuh kaufen kann.” Und fügt lachend hinzu: “Sie soll mir die Milch für meinen Frühstückstee liefern.” Der Gewinn erfüllt sie mit großer Dankbarkeit. „Asante Sana Mungu awabariki“ („Vielen Dank und möge Gott sie segnen“).

 

Ruth Owiti: Viele Ziegen für ein Schaf

“Ich bin mit gar keinen Erwartungen zur Tombola gegangen”, berichtet Ruth Owiti. Die 69-jährige Witwe aus Nyabondo gehört seit vielen Jahren der Witwenkooperative St. Monica an. “Ich bin glücklich, dass wir überhaupt solch eine Tombola veranstalten und diese wunderbaren Preise erhalten können!” Ruth Owiti ist Subsistenzbäuerin. Ihre sechs Kinder, drei Töchter und drei Söhne, sind längst erwachsen und aus dem Haus. Einer der Söhne ist lebt mit seiner Frau und den Enkelkindern direkt im Haus neben ihr. Darüber ist sie froh. “Im vergangenen Jahr habe ich Hühner erhalten”, erinnert sie sich lächelnd. “Diese bescheren mir Eier!”

In diesem Jahr hatte sie noch mehr Glück. “Ich habe tatsächlich eine Ziege gewonnen”, strahlt Ruth Owiti. “Ich kann mein Glück und meine Dankbarkeit kaum ausdrücken!” Verkaufen möchte sie sie vorerst nicht: “Ich will mir Wissen über Viehzucht aneignen und mich an eine Zucht wagen. Mein Ziel ist es, möglichst viele Zicklein von der Ziege zu haben. Später, wenn sie groß sind, möchte ich sie verkaufen und von dem Gewinn ein Schaf kaufen.”

 

Hellen Owiwa: Ein Lebensmittelpaket gegen den Hunger

Einen Kilometer östlich des Dorfes lebt die einst energiegeladene und leidenschaftliche Hellen Owiwa. Die 75-Jährige ist Mutter von neun Kindern, vier Jungen und fünf Mädchen, von denen drei Jungen und zwei Mädchen bereits verstorben sind. Im Jahr 2009 verlor sie auch ihren Ehemann. Neun Jahre nach seinem Tod erlitt sie einen Schlaganfall und ist seitdem ans Bett gefesselt. Heute lebt sie allein mit ihrer Enkelin in einer Wellblechhütte.

Überglücklich ist sie, dass die Frauen der Witwenkooperative St. Monica Village auch sie mit einem Los aus der Weihnachtstombola bedenken. “Welch eine Überraschung!”, strahlt Hellen, als Rhoda Ogada ihr eine Lebensmittelbox übergibt. “Ich werde direkt eine Portion Reis essen, ich bin so hungrig.”, freut sie sich. Die Frauen kochen den Reis und sehen lächelnd zu, wie Hellen ihren Hunger stillt.

 

Weitere Hilfe für die “most needys” geplant

Wie Hellen stillen auch weitere der bettlägerigen Frauen direkt ihren Hunger oder Durst oder beten laut und danken Gott für die Hilfe und den Besuch.

 

Nach den Besuchen bei den „most needys“, wie sie die Witwen nennen, die nicht mehr zu den Treffen im St. Monica Village kommen können, besprachen Rhoda Ogada und Mrs. Opande den Tag. Es ist nicht leicht zu ertragen, wie die Frauen, auf sich allein gestellt, den Alltag bewältigen müssen. Im Vorstand wird nun gemeinsam überlegt wie man, noch helfen kann. In der nächsten Woche fahren sie wieder hin um den „most needys“ beim Wäsche waschen und beim Reinigen ihrer Hütten zu helfen.

 

Fotos: Ogada, Mwai