Alt und oftmals blind: Großmütter kümmern sich um Waisenkinder

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Alt und oftmals blind: Großmütter kümmern sich um Waisenkinder

Die 75-jährige Witwe Leonida mit ihren drei Enkelsöhnen James (3), Steven (5) und Gerald (7) in Kibuon im Westen Kenias.

“Dani“ (Oma in der Stammessprache der Luo), kräht der kleine James und greift nach der Hand seiner Großmutter Leonida. Die tastet nach seinem Kopf und legt ihre Hand auf seine kleine Schulter. Ihr Blick ist dabei nach vorne gerichtet, die Augen sind trüb. Die 75-jährige Leonida ist blind. Sie sitzt auf einem Armstuhl in ihrer kleinen Lehmhütte in Kibuon. Ihre drei Enkel James (3), Steven (5) und Gerald (7) sitzen neben ihr auf Wasserkanistern. Die Kinder sind Halbwaisen, seitdem ihr Vater vor drei Jahren starb. Leonida weiß nur, dass er unter sehr starken Kopfschmerzen litt, aber eine Diagnose gab es nicht. Ihre Schwiegertochter Monica verrichtet tagsüber Feldarbeit. Sie verlässt morgens das Haus, bevor es hell wird und kommt oft erst am Abend nach Hause. Ihr Gehalt ist alles, wovon die kleine Familie lebt. Vor der Corona-Pandemie hat Leonida mit Betteln auf dem Markt noch etwas dazu verdienen können. Das ist nun wegen der strengen Covid-Richtlinien nicht mehr möglich.

Sperrstunden und starker Regen verschlimmern die Lage

So wie Leonida und der Familie ihres Sohnes geht es vielen der alten Witwen der Kooperative St. Monica Village. In manchen Fällen sind beide Elternteile verstorben – dann müssen sich die Großmütter ganz alleine um die Enkelkinder kümmern. Viele haben vor allem in den Abendstunden auf dem Markt ihr Geld verdient, wenn die Berufstätigen nach Hause kommen und einkaufen gehen. Doch nun beginnt die Sperrstunde schon um 19 Uhr. Zudem gibt es durch die Corona-Pandemie allgemein weniger Jobs und Verdienstmöglichkeiten. Die Witwenkooperative musste zum Beispiel die Arbeit ihres gut funktionierenden Cateringservice einstellen. Zu Veranstaltungen und Beerdigungen dürfen sich nur noch sehr kleine Gruppen versammeln.

So wie Leonida geht es vielen Großmüttern. Auch die 76-jährige Jane Owuor (Foto) kümmert sich um ihre drei Enkelkinder Hillary,  Emmaculate und Lovian.

Wegen ungewöhnlich starker Regenfälle sind auch die Ernten in diesem Jahr unter dem Durchschnitt geblieben. Möglicherweise auch eine Folge des Klimawandels. Gleichzeitig steigen die Lebensmittelpreise. Dies ist ebenfalls eine Folge von COVID-19, da unter anderem der Transport von Lebensmitteln durch die Sperrstunden erschwert wird. So ist zum Beispiel der Preis für Bohnen in der Region Kisumu in den vergangenen Monaten um 26 Prozent gestiegen.

Anzahl der Corona-Opfer ist unklar

Viele der Witwen haben sich in den vergangenen Monaten wahrscheinlich mit COVID-19 infiziert. Auch aktuell ist das Risiko in dieser Region groß. Aber es gibt für sie kaum eine Möglichkeit, sich zu isolieren, zu testen oder behandeln zu lassen. Niemand weiß genau, wie viele Todesopfer die Pandemie unter ihnen gefordert hat. Die Situation ist beängstigend, die Unsicherheit groß. Etliche Witwen überleben nur durch die Hilfe ihrer Nachbarn, die ihnen Lebensmittel oder etwas Geld geben.

DfA unterstützt die Witwen in dieser schwierigen Zeit, indem Lebensmittel, Samen und Düngemittel verteilt werden. „Wir sind für jede Hilfe aus Deutschland mehr als dankbar“, sagt Leonida. „Unsere eigene Regierung tut kaum etwas, um uns zu unterstützen. Ohne die Hilfe von Dentists for Africa wären wir ganz auf uns allein gestellt.“

Besonders zur Unterstützung der älteren Witwen wie Leonida, die sich um kleine Kinder kümmern müssen, möchten wir Sie um Ihre Spenden bitten.