Vom Patenkind zum Vorstandsmitglied: Die Geschichte von Nicholas Koech

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Vom Patenkind zum Vorstandsmitglied: Die Geschichte von Nicholas Koech

Mit einem Lächeln im Gesicht nahm er die Wahl an und dankte im Anschluss für das Vertrauen: Bei der Jahreshauptversammlung von Dentists for Africa wurde am 14. Oktober 2023 Nicholas Koech in den Vorstand gewählt. Den 36-jährigen Wahl-Saarländer verbindet eine langjährige Geschichte mit der Organisation.

 

Wie kamst Du zu Dentists for Africa (DfA)?

Ich komme aus Bomet in Kenia und bin einer derjenigen, die durch DfA gefördert wurden. Durch Sister Seraphine, die das Patenschaftsprojekt leitet, wurde ich ebenfalls Patenkind. DfA unterstützte ab 2009 meine College-Ausbildung und anschließend die Ausbildung zum COHO (Community Oral Health Officer). 2013 habe ich dann als COHO im Nybondo Mission Hospital begonnen zu arbeiten. Vier Jahre leitete ich die dortige Dental Unit, anschließend arbeitete ich für einige Monate im Krankenhaus in Asumbi.

 

Eine ganz besondere Geschichte führte Dich nach Deutschland. Willst Du davon erzählen?

Ja, gern. Während meiner Tätigkeit in Nyabondo traf ich im Oktober 2013 erstmals auf eine deutsche Zahnärztin, die – damals gemeinsam mit einem finnischen Zahnarzt – für DfA dort ihren ersten freiwilligen Einsatz leistete. Sandra, so hieß sie, absolvierte in den folgenden Jahren weitere freiwillige Einsätze. Später wurde sie Vorstandsmitglied bei DfA und leitete gemeinsam mit einem anderen Vorstandsmitglied das Patenschaftsprojekt. 2016 kam Sandra für ein ganzes Jahr nach Kenia und koordinierte für DfA die Zahnstationen. In dieser Zeit lernten wir uns richtig kennen und wurden ein Paar. Irgendwann war klar: Wir wollen eine Familie gründen. Nach langen Überlegungen und Diskussionen entschieden wir uns, 2017 nach Deutschland zu ziehen.

 

Wie war für Dich der Start in Deutschland?

Für mich war es am Anfang ganz schön heftig. Die andere Kultur, die neue Sprache, das Fahren auf Autobahnen, Benutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln, alles war neu. Im Goethe-Institut in Nairobi hatte ich angefangen, Deutsch zu lernen, in Deutschland habe ich die Sprache dann weiter gelernt. Um Geld verdienen und arbeiten zu können, machte ich noch einmal eine Ausbildung – aufgrund meines medizinischen Vorwissens und meines Interesses entschied ich mich für die Ausbildung zum Pflegefachmann. Und seit Mai dieses Jahres arbeite ich nun auf einer Intensivstation.

 

Was machst Du bei DfA bisher?

Ich überprüfe die Behandlungslisten, die wir nach mobilen Einsätzen oder Camps von den kenianischen Kollegen erhalten. Die Behandlungen sind ja für die bedürftige Bevölkerung kostenlos – daher führen die Kollegen vor Ort Listen mit Namen und Behandlung, und DfA bezahlt je nach Behandlung einen bestimmten Betrag. Genau das überprüfe ich. Für mich ist das ein Leichtes – schließlich kenne ich die Vorgänge durch meine Vergangenheit genau und weiß, was die Knackpunkte sind und worauf ich achten muss.

 

Was ist Dir als Vorstand von DfA wichtig?

Ich bin seit 14 Jahren bei DfA. Als ich damals mit DfA in Berührung kam, wusste ich nicht, was die Organisation macht. Ich erfuhr vom zahnärztlichen Projekt, vom Patenschaftsprojekt und vielen kleinere Projekte – und war begeistert. Es war toll, dass sie meine Ausbildung sponserten. Als Vorstand möchte ich DfA nun aktiv unterstützen, dass die Organisation so lange wie es nötig ist, in Kenia aktiv sein kann. Wie die anderen Vorstandsmitglieder bin ich ehrenamtlich tätig. Neben dem Job und der Familie ist es nicht so einfach, die Zeit dafür aufzubringen, aber ich möchte es so gut wie möglich machen.

Außerdem bin ich interessiert, welche neuen Projekte kommen werden. Viele der Patenkinder von früher sind längst erwachsen und haben ihre eigene Familie – so wie ich. Was ist deren Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder? Das ist alles sehr spannend.

 

Wofür wirst Du im Vorstand konkret verantwortlich sein?

Gemeinsam mit anderen werde ich mich um die Koordination der 14 Zahnstationen kümmern. Da kenne ich mich am besten aus, inhaltlich und finanziell. Ich werde mich um die Verträge kümmern, Ideen austauschen. Ganz besonders wichtig ist es mir, gemeinsam mit den Stationen Wege zu finden, wie sie langfristig auf eigenen Beinen stehen und sich selbst tragen können, ohne die Unterstützung von DfA.

Nicholas Kimutai Koech lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Ensdorf im Saarland.