Frauen gemeinsam stark: Die St. Monica Witwenkooperative heute

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Frauen gemeinsam stark: Die St. Monica Witwenkooperative heute

Die Frauen der Witwenkooperative bei der gemeinsamen Handarbeit.

Gemeinsam stark

Viele der Frauen in der St. Monica Witwenkooperative sind mit HIV infiziert und versuchen sich und ihren Kindern ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen, in dem sie in der Gruppe zusammenarbeiten, sich gegenseitig helfen und Halt geben. Über die Jahre hinweg ist die Gruppe von 30 auf aktuell 651 Mitglieder angewachsen. Die Frauen haben sich organisiert und wählen in regelmäßigen Abständen einen neuen Vorstand bestehend aus 7 Mitgliedern. Sie klären auf über HIV, den Umgang mit Stigmatisierung, und ermutigen andere Frauen, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben, sich Ihnen anzuschließen. Immer zu Jahresbeginn können sich die Mitglieder neu registrieren, dabei zahlen sie eine kleine Gebühr, die für Projekte der Kooperative genutzt wird. Es gibt ein Komitee bestehend aus 7 Witwen. Dieses Komitee wählt besonders bedürftige Kinder aus ihren Gemeinden aus, die an das Patenschaftsprojekt von DfA vermittelt werden und so die Möglichkeit haben eine Schul- und Berufsausbildung abzuschließen. Sie kennen die umliegenden Gemeinden besonders gut und können am besten einschätzen, wer Unterstützung braucht.

Die jüngeren Witwen treffen sich in St. Monica Village.
Die jüngeren Witwen treffen sich in St. Monica Village.

Hilfe zur Selbsthilfe
Mithilfe von Spenden und der Unterstützung von DfA betreiben die Witwen einen florierenden Cateringservice. Damit möglichst viele Witwen diese Einkommensmöglichkeit nutzen können, wechseln sie sich bei der Catering Tätigkeit ab. Die Auftragslage ist nach der Pandemie wieder stabil, der Cateringservice der Witwen ist der einzige in der Region.

Da viele Witwen sich die Gebühren für einen staatlichen Kindergarten nicht leisten können, haben sie ihren eigenen Kindergarten eröffnet. Zwei Witwen arbeiten als Erzieherinnen und betreuen aktuell 35 Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren, während ihre Mütter arbeiten. Außerdem betreiben sie eine Schneiderei, stellen Handarbeiten her und vermieten Hütten als Notunterkünfte an besonders bedürftige Familien. Mithilfe dieser Einnahmen tragen sie alle laufenden Kosten selbst.

Die Witwen veranstalten auch Seminare zu Frauenrechten, Landrecht, Landwirtschaft, HIV-Prävention und anderen Themen. Im Zentrum steht immer die Gemeinschaft der alleinstehenden Frauen. Sie bestreiten ihr Leben ohne männliche Partner, indem sie sich gegenseitig unterstützen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. In Kenia ist es ungewöhnlich, dass Frauen sich zusammenschließen, um ohne Männer zu leben und sich patriarchalischen Strukturen entgegenzusetzen. Die Gemeinschaft der Witwen wächst ständig. Sie machen sich gegenseitig Mut, gewähren einander Schutz und ermöglichen zahlreichen Frauen ein Leben in Würde und Eigenständigkeit.

Die Frauen planen und besprechen gemeinsam ihre Projekte.

Pläne für die Zukunft

Der Tod ist ein ständiger Begleiter im Leben der Witwen. Durch die Unterstützung von DfA haben sie alle eine Krankenversicherung und können heute ausreichend medizinisch versorgt werden. Trotzdem ist ihre Zeit begrenzt. Mit Erinnerungsbüchern stellen sie Fotos, Wünsche und Geschichten aus ihrem Leben zusammen, um sie ihren Kindern zu hinterlassen. Das Leben mit HIV/Aids und die allgegenwärtige Armut hinterlassen Spuren. Die Witwen wünschen sich daher einen eigenen psychologischen Beratungsservice auf dem Gelände der Kooperative einzurichten, mit festen Sprechzeiten und kompetenten Beraterinnen aus den eigenen Reihen. Ziel ist es, die Trauerbewältigung und den Umgang mit der Stigmatisierung zu erleichtern. Die Beraterinnen sollen auch beim Schreiben von Testamenten behilflich sein. Außerdem soll ein Lager mit Kleiderspenden und anderen wichtigen Gegenständen eingerichtet werden, um HIV-positiven Frauen, die ihren Ehemann verloren haben, dabei zu helfen, einen neuen und selbstbestimmten Lebensabschnitt zu beginnen.