Nachhaltig Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten ist eine der obersten Direktiven von Dentists for Africa. Der „Educational Fund“ sorgt im Patenschaftsprojekt seit 2015 dafür, dass dieses Ziel umgesetzt wird.

„Seit der ersten Klasse wollte ich Ärztin oder Krankenschwester werden“, berichtet Nelly. „Es ist einfach meine Leidenschaft, Menschen zu helfen. Doch als Vollwaise hätte ich niemals die Kosten für die Ausbildung aufbringen können.“ Die 24-jährige Nelly ist die Älteste von insgesamt fünf Geschwistern. Ihr Vater starb an Kehlkopfkrebs, als sie gerade die Grundschule beendet hatte. Ihre Mutter starb an einer Kombination mehrerer Krankheiten, als sie 17 Jahre alt war. Die Kinder kamen bei der Großmutter unter, die sich mit über 70 Jahren vor allem um die Betreuung der jüngeren Geschwister kümmerte. Kosten für die Schulausbildung der fünf Kinder konnte und kann sie nicht aufbringen.

Ein ähnlich hartes Schicksal erlebte auch Charles. Als jüngstes von drei Kindern musste er nach der vierten Klasse die Schule verlassen, da die alleinerziehende Mutter das Schulgeld für ihn nicht mehr bezahlen konnte. Der Vater war zuvor verstorben – an Krebs, hieß es. Erst später erfuhr Charles die Wahrheit: Der Vater war HIV positiv gewesen. Die HIV-Rate liegt in der Region um Nyabondo bei etwa 20 Prozent und ist damit eine der höchsten in ganz Kenia. Eine solche Diagnose ist jedoch bis heute mit Stigmata verbunden ist, es wird nicht darüber gesprochen – auch wenn die Krankheit, selbst in abgelegenen Gegenden wie Nyabondo – behandelbar ist, Medikamente über Programme wie UNAID subventioniert werden. Charles fand Halt in der Poesie! Der heute 19-Jährige drückt seine Gefühle und Gedanken in unzähligen tiefgehenden und emotionalen Gedichten aus, die er meist mit seinen Freunden teilt.

Charles wurde ins DfA-Patenschaftsprogramm aufgenommen und hat 2023 eine Lehre als Schweißer begonnen. Nelly absolviert heute eine Ausbildung zur Krankenschwester und ist wie Charles Stipendiatin des „Educational Fund“.

In den Educational Fund zahlen Patenkinder ein, die ihre schulische und berufliche Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben und selbst Geld verdienen. So geben sie Schritt für Schritt zehn Prozent der erhaltenen Fördersumme zurück. Von diesem Geld können weitere Waisenkinder in Kenia gefördert werden – wie in einem Schneeballsystem.

Mittlerweile werden 29 Waisenkinder von Kenianern unterstützt!

Auf diese Weise schenken Absolventen des DfA-Patenschaftsprojekt mittellosen Kindern eine Zukunft – aus Patenkindern werden somit selbst Paten.

Dr. Novestus, Absolvent aus dem DfA-Patenprogramm und Arzt, unterstützt selbst Patenkinder und ist in Seminaren für DfA-Patenkinder aktiv.

„Die Idee entspricht dem Grundgedanken vieler Kenianer, dass sie etwas zurückgeben möchten, wenn ihnen etwas gegeben wurde“, erklärt Dr. Hans-Joachim Schinkel, Gründer und 1. Vorsitzender von Dentists for Africa.

„Durch den Educational Fund bieten wir den DfA-Patenkindern nach Abschluss des Projekts die Möglichkeit, selbst zu Paten und Mentoren für mittellose, verwundbare Kinder in Kenia zu werden. Dabei suchen sie das Patenkind, das dann durch ihre Einzahlung in den Fonds die Schule besuchen oder eine Ausbildung machen kann, selbst aus.“

Bis heute wurden über 91.000 Euro in den Fond eingezahlt und etwa 46.000 Euro für die Schul- und Berufsausbildung der Stipendiaten ausgegeben.

Die Unterstützung eines Patenkindes wirkt also nachhaltig und über die eigene Förderung hinaus: Das Patenkind finanziert später weitere Kinder, die wiederum weitere Kinder unterstützen können. So setzt Dentists for Africa die nachhaltige Förderung mehrerer Kinder und die Übergabe von Verantwortung an die Kenianer von der Theorie in die Praxis um.

„Es ist einfach ein wunderbares Gefühl zu merken, dass ich helfen kann“, strahlt Nelly, die in ihrer Ausbildung am Krankenhaus in Nyabondo aufgeht. Charles berichtet: „Ich liebe es, Dinge mit meinen eigenen Händen herzustellen.“ Ich verarbeite meine persönlichen Gedanken und Gefühle, aber auch Gedanken zur politischen Lage in Kenia in meinen Gedichten.“

„Dear me, keep dreaming big/ Let your aspirations soar, let your spirit dig. / Never settle for less than you deserve, / For you have the power to shape your own curve.“ Charles

(Übersetzung: „Liebes Ich, träume weiter groß,/ Lass dein Streben aufsteigen, lass deinen Geist graben. / Gib dich nie mit weniger zufrieden, als du verdienst, / Denn du hast die Macht, deine eigene Lebenskurve zu gestalten.“)

Wollen Sie ein Waisenkind über das DfA-Patenschaftsprogramm unterstützen? Hier gibt’s alle Informationen dazu.

In einem früheren Beitrag zum Thema „Educational Fund“ lernen Sie ein weiteres Patenkind kennen, das aus diesem Fund von Kenianern für Kenianer profitiert.