Bäume oder Ziegen?

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Bäume oder Ziegen?

Bei der Tombola am 16. Januar wurden unter anderem auch 80 Obstbäume verlost. Ein besonders nachhaltiger Gewinn, denn deren Früchte werden die Witwen und ihre Familien noch lange essen können. Zu Ostern wird eine zweite Verlosung von Gewinnen stattfinden.

Baum oder Ziege? Bei der Tombola der Witwenkooperative St. Monica Village wird man sich nicht einig. Welcher Gewinn ist wohl der bessere? Alle sind ganz aufgeregt: Was wird  für mich dabei sein? Vielleicht das ganz große Los? Bei allem Wetteifer ist jedoch eines klar: Die Hilfe aus Deutschland unterstützt die Frauen das ganze Jahr über nachhaltig dabei, ihre Familien zu ernähren.

Schon von weitem kann man sehen, dass sich im St. Monica Village in Nyabondo an diesem Tag etwas Besonderes abspielt. Von überall her strömen bunt gekleidete Frauen jeden Alters auf die kleine Kooperative zu. Sie stehen in kleinen Gruppen zusammen und unterhalten sich angeregt. Einige sitzen bereits auf den Plastikstühlen, die in der Mitte des Geländes aufgestellt wurden. Die Jüngste ist 28 Jahre alt, die Älteste ist stolze 95. Männer sind weit und breit keine zu sehen. An einem Tisch unter einem Zeltdach sitzen mehrere Frauen mit Listen und Zetteln. Sie fertigen Lose an. Denn gleich soll sie starten: die alljährliche große Weihnachtstombola.

Gutscheinverkauf in Deutschland

Auf diesen Tag hatten alle schon mit großer Vorfreude gewartet: Am 16. Januar war es endlich soweit. Die Weihnachtsgeschenke aus Deutschland wurden verlost. Dentists for Africa hatte in der Vorweihnachtszeit zum fünften Mal Gutscheine für Sachspenden wie Ziegen, Hühner, Obstbäume und Lebensmittel verkauft. Der Erfolg der Aktion war überwältigend. Insgesamt waren Gutscheine im Wert von 9.395 Euro veräußert worden. Von dem Erlös können insgesamt 222 Hühner, 80 Ziegen, 68 Nahrungsmittelpakete, 43 Säcke Mais, 25 Pakete Zucker, 29 Flaschen Öl, 84 Obstbäume und 32 Säcke mit Samen und Düngemitteln an die Witwen in Kenia verteilt werden. Die Spenden sind so zahlreich, dass die Ausgabe auf zwei Termine aufgeteilt wurde. Eine zweite Tombola wird dann an Ostern stattfinden. Bereits Tage vor der ersten Tombola am 16. Januar hatte der Witwenvorstand mit dem Kauf der Waren begonnen. Mit Taxis brachten sie Ziegen, Hühner, säckeweise Mais und Sämereien, Lebensmittel und Obstbäume vom Markt in benachbarten Sondu nach Nyabondo.

50 Ziegen wurden mit Taxis ins St. Monica Village gebracht. Der Gutscheinverkauf in Deutschland war so erfolgreich, dass die restlichen Gewinne noch zu Ostern ausgegeben werden können.

Ein Gewinn für alle Witwen

Bei der Tombola ging niemand leer aus. Alle 620 Mitglieder der Witwenkooperative erhielten ein Geschenk. Es waren sogar so viele Gutscheine verkauft worden, dass eine zweite Verteilung von Sachspenden zu Ostern geplant ist, wie bereits schon im vergangenen Jahr. Aber welcher Gewinn ist nun der beste? Da sind die Frauen ganz unterschiedlicher Meinung: „Für mich sind die Obstbäume am wertvollsten“, erklärt Rhoda, die Managerin der Kooperative. „Die Früchte eines Baumes kann man lange essen und sogar die Enkelkinder der Gewinnerinnen haben noch etwas davon. Manche Frauen bevorzugen Nutztiere, andere die Lebensmittelpakete. Aber alle sind überglücklich über ihre Gewinne. Wenn ich ihre Reaktionen sehe, bin ich zu Tränen gerührt.“ Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie leiden viele Witwen Not. Manche können kaum ihre Familien ernähren. Umso wichtiger ist die Verlosung der Spenden aus Deutschland. „Ich habe dieses Jahr eine Ziege bekommen“, berichtet die Witwe Lilian Adhiambo begeistert. „Für mich ist das der beste Gewinn. Die Jungen kann ich verkaufen und von dem Erlös eine Kuh anschaffen. So kann ich mir eine eigene Viehzucht aufbauen und bin finanziell unabhängig“.

Auch Waisenkindern wird geholfen

Zum ersten Mal standen beim Gutscheinverkauf 2021 auch Gutscheine für Schulausrüstung zur Auswahl. Der Gesamterlös lag bei 5.370 Euro. Bedürftige Waisenkinder in Westkenia konnten durch die Aktion nun mit insgesamt 36 Paar Sportschuhen, 41 Paar Halbschuhen, 58 Schulbüchern und Heften, 38 Schuluniformen und 53 Matratzen ausgestattet werden. Diese Gegenstände ermöglichen ihnen den Besuch der Schule. Die Kosten für Schulausrüstung sind in Kenia relativ hoch und stellen für bedürftige Familien eine kaum stemmbare finanzielle Belastung dar. Das Material muss von den Familien selbst angeschafft werden. Ohne Ausstattung kein Schulbesuch. Die Sachspenden aus Deutschland kommen besonders den Kindern zugute, die in diesem Schuljahr auf ein Internat kommen. Dort können sie in Ruhe lernen und sind vor Kinderarbeit und Kinderprostitution geschützt.

An alle Spender, die sich bei der Gutscheinaktion im Dezember 2021 beteiligt haben, geht unser  ganz herzliches Dankeschön!