Im April reisten Katharina Weiland-Zejewski, ehrenamtliche Leiterin des Witwenprojekts, Anne-Kristin Henker, Programm Managerin und Nicholas Koech, ehemaliges Patenkind, heute Mitglied des Vorstands von Dentists for Africa (DfA), gemeinsam mit ihren Familien nach Kenia. Als ehrenamtliche Einsatzleistende war ihr Ziel die Witwenkooperative St. Monica Village in Nyabondo im Westen des Landes, in der auch das Patenschaftsbüro von DfA untergebracht ist. Eine Woche lang waren sie hier tätig: Beim Start neuer Projekte, bei der Ausgabe von Spendengütern und mit eigenen unterstützenden Projekten.
Lest hier Teil 1 des Berichts von Katharina Weiland-Zejewski.
Es ist Sonntag, gegen 11 Uhr wollen wir uns im Witwendorf treffen. Ich bin etwas aufgeregt, so lange habe ich Rhoda Ogada, die Managerin der Kooperative, und all die anderen Mitglieder nicht gesehen. Obwohl wir fast täglich in Kontakt stehen, ist es doch so, als würde man sich zum ersten Mal treffen. Ich wusste, dass auch Rhoda sich sehr freuen würde mich zu sehen, aber mit diesem Empfang habe ich nicht gerechnet. Konfetti, Luftballons und herzliche Umarmungen warten auf uns, es ist ein Wiedersehen der Freude.
Nach einem kurzen Rundgang treffen wir die beiden Schneiderinnen, die unser Projekt vorantreiben werden. Rückblickend habe ich den größten Respekt vor ihrer Arbeitsleistung.
Stoffwindeln
Wir stellen uns und das Projekt vor, das Rhoda und ich lange im Vorfeld besprochen haben. Windeln sollen genäht werden, aus dem Stoff, den wir mitgebracht haben. Die Stoffwindeln sollen junge Mütter unterstützen, ihre Kinder zu versorgen und den Kauf von teuren Einwegwindeln vermeiden.
Es gibt sehr viele junge Mütter in dieser Region, Mädchen, oft erst 15 Jahre alt. Schwanger geworden durch den Mangel an Aufklärung, durch Vergewaltigung und aus Angst vor den Folgen, sich zu verweigern. Mit Baby dann alleingelassen, ohne Vater oder den Halt der eigenen Familie versuchen sie irgendwie ihre Schule zu beenden.
Eigentlich werden die Babys in Kenia zum Pipi machen abgehalten, doch durch den westlichen Einfluss nimmt die Verbreitung von Einwegwindeln zu. Dabei kostet ein Paket Windeln im Supermarkt in Sondu 685 Ksh – umgerechnet etwa 5,15 Euro, welches Schulkind soll das bezahlen? Das Abhalten zu praktizieren ist aber auch schwierig, wenn man neben dem Muttersein noch zur Schule geht.
Die Koffer mit dem Stoff sind noch nicht ganz ausgeräumt, da rattern schon die ersten Nähmaschinen. Bis zu unserer Abreise nähen die Schneiderinnen Nancy und Josefine von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends und das alles ohne Strom an Tretmaschinen.
Sanitary Pads – Unterstützung für die Monatshygiene
Außer dem Material für die Windeln haben wir auch Stoffe für Monatsbinden im Gepäck: Frottee, Molton und flüssigkeitsdichter PUL sollen den Frauen und Mädchen die Monatshygiene erleichtern – auch hier soll der Kauf kostenintensiver Einmalprodukte für die Frauen vermieden werden. Ein Schnittmuster haben wir auch dabei, die späteren Nutzerinnen sind begeistert von der Form, denn die Binde, sieht gar nicht aus wie eine Binde, wenn man sie zum Trocknen auf die Leine hängt. „Das könnten auch zwei Socken sein!“ höre ich ein paar Mal. Ein wichtiger Punkt in Bezug auf die spätere tatsächliche Nutzung.
Spielgeräte aus alten Autoreifen
Am Montag schreiten die großen und kleinen Männer zur Tat. Im Vorfeld hat Rhoda 20 Autoreifen besorgt, die nun auf dem Gelände der Kooperative auf uns warten. Aus den Reifen soll Spielzeug für den Kindergarten werden und Pflanzgefäße für Heilpflanzen. In einem früheren Projekt waren Spielgeräte aus Holz hergestellt worden – die nach kurzer Zeit den Termiten zum Opfer fielen. Daher erhalten nun alte Reifen ein zweites Leben. Eine Einkaufsliste wird erstellt und schon sausen Rhoda und Chairlady Pamela Obora auf Motorädern in Richtung Sondu, um Farben, Pinsel, Malerrollen und Sägen zu besorgen. Bis sie wieder zurück sind, vergnügen sich unsere Kinder mit den Kindern aus dem kooperativeneigenen Kindergarten.Eigentlich sind Ferien, aber uns zu Ehren bleibt der Kindergarten eine Woche länger geöffnet. Die beiden Kindergärtnerinnen machen es unseren Kindern leicht, Anschluss zu finden: Wer möchte, wird im Schwungtuch hochgeworfen und die Kinder spielen gemeinsam Fußball oder bringen sich Reifenrollen bei. Die Begegnungen sind bewegend – einige der Kinder sind andersfarbigen (kleinen) Menschen noch nie so nahegekommen –
und so wurden schon bei der gestrigen Begrüßung fleißig Hände gegeben und teilweise festgehalten, um die andersfarbige Haut ausgiebig zu begutachten.