Im April reisten Katharina Weiland-Zejewski, Leiterin des Witwenprojekts, Anne-Kristin Henker, Programm Managerin und Nicholas Koech, ehemaliges Patenkind, heute Mitglied des Vorstands von Dentists for Africa (DfA), gemeinsam mit ihren Familien nach Kenia. Als ehrenamtliche Einsatzleistende war ihr Ziel die Witwenkooperative St. Monica Village in Nyabondo im Westen des Landes, in der auch das Patenschaftsbüro von DfA untergebracht ist. Eine Woche lang waren sie hier tätig: Beim Start neuer Projekte, bei der Ausgabe von Spendengütern und mit eigenen unterstützenden Projekten.
Lest hier Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5 des Berichts von Katharina Weiland-Zejewski.
Nachdem die Witwen am Karfreitag – einer katholischen Tradition folgend, den Kreuzweg gegangen sind und wir auf einer Teeplantage und -fabrik in Kericho Interessantes über die Teeherstellung erfahren haben, ist nun unser letzter Tag in der Witwenkooperative angebrochen. Und der soll ein großes Fest werden: Heute kommen alle Witwen zusammen, um gemeinsam Ostern zu feiern. Die Frauen sind von nah und fern bereits in den Morgenstunden nach Nyabondo gekommen. Kaum aus dem Auto gestiegen werde ich untergehakt und in die Versammlungshalle gebracht. Dort wird gejubelt und getanzt, über 700 Witwen füllen die Halle und das gesamte Gelände.
Seminar zum Thema „Landrecht“
Die Zusammenkunft wird nicht nur zum Feiern, sondern auch für Informationsaustausch und Schulung genutzt. Nach ein paar einführenden Worten geht es zunächst um das wichtige Thema „Landrechte“. Mitarbeiter der Organisationen Kelin Kenya und Community in Action klären die Anwesenden darüber auf, wie sie unrechtmäßig genommenes Land zurückfordern können. Jede Witwe erhält eine Broschüre, in der wichtige Informationen und Kontakte in Kisuaheli und in Bildern zusammengefasst sind.
Kino in der Kooperative
Danach verwandelt sich die Versammlungshalle in einen Kinosaal! Paul Mwamu ist zu Gast, er ist Lehrer in Nyabondo und arbeitet auch für die Organisation „fightthefever“. Ich stehe seit ein paar Wochen per E-Mail mit ihm in Kontakt und er hat in der vorhergehenden Woche bereits eine Informationsveranstaltung im Witwendorf gehalten. Seine Mission: Die Verbreitung und praktische Nutzung des Wissens über „Artemisia Afra“. Aus den Blättern der heimischen Pflanze kann man Tee herstellen, berichtet er, der prophylaktisch und therapeutisch gegen Malaria hilft. Dieses alte Wissen ist allerdings mit dem Einzug der westlichen Medizin verloren gegangen. Die Witwen haben einen Fernseher besorgt, auf dem der Film „Das Fieber“ von Katharina Weingartner gezeigt werden sollte. Hier wird auf anschauliche und unterhaltsame Weise über die Pflanze, ihre Nutzung und Wirkung berichtet. Leider haben wir mit technischen Problemen zu kämpfen. Kurzerhand lässt Mr. Mwamu einen Beamer aus der Schule, in der er unterrichtet, bringen. Der restliche weiße Stoff für die Monatsbinden wird an die Wand gehängt und dient nun als Kinoleinwand. So praktisch sind die Lösungen hier. Weil nicht alle Witwen Platz in der Halle finden, wird der Film zweimal nacheinander in Kisuaheli gezeigt.
Ostergeschenke dank Weihnachtstombola
Mit großem Interesse verfolgen die Witwen die Erläuterungen zu den alten und zugleich neuen Erkenntnissen. Geduldig beantwortet Mr. Mwamu im Anschluss viele Fragen. Nach einem guten Mittagessen folgt der Höhepunkt des Tages für die Witwen: Jede der Frauen erhält einen Setzling der Heilpflanze, gemeinsam mit einem Päckchen Samen. Der Andrang ist riesig. Ich stehe da und helfe Rhoda gemeinsam mit Marco und Nicholas bei der Ausgabe. Ich freue mich: Die Geldspenden unserer Weihnachtstombola waren so großzügig gewesen, dass die Reste nach Abstimmung mit den Witwen für diese praktischen und hilfreichen Geschenke zu Ostern ausgegeben werden können. Mr. Mwamu pflanzt die erste Artemisia in einen unserer Autoreifen und zeigt den Witwen, worauf sie bei der Anpflanzung und Pflege achten müssen.
Dann heißt es Abschied nehmen. Geschenke werden ausgetauscht und Lebewohl gesagt. Ich gehe mit einem sorgenvollen Gefühl, denn ich weiß, dass auch einige meiner Kolleginnen aus dem Witwenvorstand und dem Management HIV-positiv sind. Ohne Medikamente ist die Zukunft ungewiss.
Nach ruhigen Ostertagen und einem Abstecher in die wunderbare Tierwelt der Massai Mara geht es nach zwei Wochen über Nairobi, Brüssel, Frankfurt und Düsseldorf wieder zurück nach Deutschland.
Fazit
Unsere Zeit in Kenia war eine intensive, bewegende Erfahrung – voller kleiner und großer Momente, die berühren, nachwirken und verändern. Wir haben gestaunt über die Herzlichkeit, die Stärke und den Mut der Menschen, die DfA begleitet. Und wir sind dankbar für all das Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde. Besonders beeindruckt hat mich die Stärke der Frauen der Witwenkooperative, ihre Fähigkeit an Schicksalsschlägen zu wachsen und nicht zu verzweifeln ist bemerkenswert. Sie strahlen ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus. Dieser Einsatz hat uns einmal mehr gezeigt: die gemeinsamen Projekte leben von Nähe, von echten Beziehungen und dem festen Willen, gemeinsam etwas zu bewegen.

Ihr wollt die Projekte von Dentists for Africa unterstützen? Eure Spende unterstützt die Witwen, Patenkinder und Patienten in Westkenia dabei, sich ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Allen Aktiven, UntersützterInnen und SpenderInnen sagen wir von Herzen Danke!
PS – im November startet die nächste Weihnachtstombola.