Im April reisten Katharina Weiland-Zejewski, Leiterin des Witwenprojekts, Anne-Kristin Henker, Programm Managerin und Nicholas Koech, ehemaliges Patenkind, heute Mitglied des Vorstands von Dentists for Africa (DfA), gemeinsam mit ihren Familien nach Kenia. Als ehrenamtliche Einsatzleistende war ihr Ziel die Witwenkooperative St. Monica Village in Nyabondo im Westen des Landes, in der auch das Patenschaftsbüro von DfA untergebracht ist. Eine Woche lang waren sie hier tätig: Beim Start neuer Projekte, bei der Ausgabe von Spendengütern und mit eigenen unterstützenden Projekten.
Lest hier Teil1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4 des Berichts.
Am Donnerstag, 17. April 2025, werden etwa 50 junge Mütter ab 15 Jahren in der Versammlungshalle erwartet. Die Witwenkooperative hatte zu einem seit November stattfindenden, monatlichen Seminar – einer Art „Mütterberatung“ – für Teenagermütter eingeladen. Die Nachfrage nach Schulungen und Unterstützungen dieser Art in der Region ist leider riesig. Doch als dann 92 Teilnehmerinnen gemeinsam mit ihren Babies und (Klein-)Kindern in der Halle sitzen, sind selbst Rhoda und die anderen organisierenden Witwen überrascht über diese große Anzahl.
Aufklärung und Bestärkung für Teenagermütter
Susan Tunawiri von CDC Nyabondo (lokale Behörde für den Schutz der Gesundheit und Sicherheit von Menschen) spricht gemeinsam mit ihrem Kollegen McDonald Omollo über die Bedeutung mentaler Gesundheit, in Bezug auf die Mutter selbst, den Einfluss auf das Kind und die Geburt. „Mentale Gesundheit ist wie ein Samenkorn, das gepflanzt und gestärkt werden will, um ein starker Baum zu werden“, erklärt Susan. Viele Mädchen wurden schwanger, weil in der lokalen patriarchalen Kultur weiterhin Männer das Sagen haben und niemand sich traut zu widersprechen oder sich zu verweigern.
Stark durch WissenMcDonald Omollo findet dafür einen Vergleich: „Es ist wie bei Löwen, das Männchen erhebt gelegentlich seine Stimme und das Weibchen macht die ganze Arbeit!“ Die Mädchen werden ermutigt, den Männern selbstbewusst gegenüberzutreten. Die Familienplanung selbst in die Hand zu nehmen, denn sie kümmern sich später um die Familie und tragen die meiste Last. Auch der Einfluss mentaler Gesundheit auf den Geburtsverlauf wird verdeutlicht. Posttraumatischer Stress wird angesprochen und es werden Faktoren genannt, die eine Entbindung durch Kaiserschnitt begünstigen.
Es wird über Familienplanung gesprochen, über Abstinenz und hormonelle Verhütung. Die Mädchen werden aufgerufen, rechtzeitig vor der Geburt in die Klinik zu gehen, bei Schmerzen Hilfe zu suchen und auch den Vater des Kindes in Schwangerschaft und Entbindung einzubeziehen. Ich erlebe ein eindrucksvolles Seminar und ich bin beeindruckt von den fähigen Mitarbeitern, die mit den jungen Frauen viel besser ins Gespräch kommen und Informationen vermitteln können, als es jede/r, der nicht in dieser Kultur aufgewachsen ist, je sein könnte.
Waschbare neue Produkte: Schulung und Geschenke
Im Anschluss an den Vortrag der CDC-Mitarbeiter erkläre ich das Wickeln mit Stoffwindeln. Es gibt dafür eine Wickeltechnik, die ich den jungen Müttern gezeigt habe. Im Anschluss daran kommen einige Mütter nach vorne um in praktischen Übungen, das Wickeln selbst auszuprobieren. Sie sind wissbegierig und wollen unbedingt testen, wie es funktioniert. Mit einem Applaus bedenken die Mütter jede Teilnehmerin, die meinem Anschauungsobjekt – einen Stoffhasen meines Sohnes – erfolgreich die Stoffwindel und Überhose angelegt hat.
Zum Ende des Seminars freut sich jede Teilnehmerin – dank der emsigen Arbeit unserer fleißigen Näherinnen – über ein Paket bestehend aus einer Innenwindel, Verschlussklammer, Windelvlies, Überwindel und einer Anleitung zum Wickeln und Waschen der Windeln. Außerdem eine Monatsbinde aus Stoff. Jede Teilnehmerin bekommt zunächst nur ein Exemplar zum Ausprobieren. Durch einen Evaluationsbogen wollen wir dann herausfinden, wie sie zurechtkommen und was verbessert werden muss. Danach sollen Windeln und Binden, als einkommensgenerierende Maßnahme den Witwen zugutekommen, und bestenfalls die Berufsförderung junger Schneiderinnen voranbringen. Die jungen Mütter jedenfalls nehmen die Geschenke mit glänzenden Augen und einem Lächeln im Gesicht nach fünf Stunden Seminar, Mittagessen und Schulung dankbar entgegen.
Zahnärztliche Schulung
Während in der Versammlungshalle das Seminar für die Mütter stattfindet, lernen die Kindergartenkinder etwas über Zahngesundheit: Nicholas und das Team der DfA Zahnstation Nyabondo erklären, wie man sich richtig die Zähne putzt.Der Dentalversand Kinderdent hat uns dafür im Vorfeld einen praktischen, süßen Demo-Elefanten gespendet, der wunderbar dabei hilft, Zahnputztechniken anschaulich zu machen. Außerdem 100 bunte Kinderzahnbürsten aus Holz, die wir an die Kinder verteilen. Gern beteiligen sich die Kleinen am Putzen der Elefantenzähne und zeigen, dass sie zu unserer Überraschung – auch aus vorherigen Schulungen – zum Teil schon gut Bescheid wissen übers Zähneputzen.
Auch die jungen Mütter profitieren von der Anwesenheit des zahnmedizinischen Teams – sie erhalten ebenfalls einen kurzen, anschaulichen Unterrichtsblock zum Thema Mundhygiene.
Kinderparty
Nach der Zahnputzschule veranstalten wir gemeinsam mit den Witwen und Kindergärtnerinnen auf dem weitläufigen Gelände des Witwendorfs eine Party. Die neuen Spielgeräte werden ausprobiert, es gibt Kinderschminken und der Wassertank wird mit Straßenmalkreide verschönert. Gemeinsam werden Hunde aus bunten Luftballons gedreht und verteilt. Alle sind mit Feuereifer dabei – vor allem die kenianischen und deutschen Kinder, und auch etliche Teenagermütter tragen am Ende des Tages ein farbenfrohes (abwaschbares) Tattoo.
Als die Feier vorbei ist, die letzten Erinnerungsbilder geschossen sind und sämtliche Utensilien aufgeräumt sind, zieht ein Unwetter auf. Wie aus Eimern gießt es, sogar Hagelkörner sind dabei. Wir sitzen 45 Minuten im Bürogebäude von Sr. Seraphine fest. Solche Wassermassen in so kurzer Zeit, das haben wir selten erlebt. Es ist Regenzeit in Kenia.
(Fortsetzung: Im letzten Teil berichtet Katharina über die Osterfeier der Witwen mit 700 Teilnehmerinnen und nachhaltigen Geschenken.)